Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Onko03_11
DOI: 10.1055/s-0034-1388375

Prädiktion der kompletten pathologischen Remission nach neoadjuvanter Chemotherapie durch den Östrogenrezeptor

P Gaß 1, L Häberle 1, A Hein 1, K Heusinger 1, CM Bayer 1, C Rauh 1, R Schulz-Wendtland 2, M Bani 1, MG Schrauder 1, MP Lux 1, DL Wachter 3, A Hartmann 3, PA Fasching 1, MW Beckmann 1
  • 1Universität Erlangen, Frauenklinik, Erlangen, Germany
  • 2Universität Erlangen, Radiologie, Erlangen, Germany
  • 3Universität Erlangen, Pathologisches Institut, Erlangen, Germany

Fragestellung: Die komplette pathologische Remission (pCR) nach einer neoadjuvanten Chemotherapie ist ein deutlicher Prognosefaktor bei Brustkrebspatientinnen. Die pCR hängt neben einigen klinischen Faktoren insbesondere von den molekularen Charakteristiken des Tumors ab.

Beispielsweise wird bei der Prädiktion der pCR durch den Östrogenrezeptor meistens nur zwischen Positivität und Negativität unterschieden. Die derzeitige Definition für Positivität richtet sich jedoch nach dem Ansprechen auf eine Antihormontherapie. Ziel dieser Untersuchung ist es, das Ansprechen auf eine neoadjuvante Chemotherapie in Abhängigkeit von der prozentualen Östrogenrezptorpositivität [ER(+)] darzustellen.

Methoden: In einer Kohorte von 585 neoadjuvant behandelten Mammakarzinompatientinnen wurde der Östrogenrezeptorstatus an der prätherapeutischen Stanze bestimmt und mit der pCR (ypT0 ypN0) nach anthrazyklin- und taxanhaltiger Chemotherapie korreliert. Hierzu wurde eine logistische Regression mit der Variable pCR (ja/nein) als Zielvariable und dem prozentualen Anteil ER(+)-Zellen als kontinuierlichem Prädiktor durchgeführt. Um einen nicht-linearen Zusammenhang zwischen ER(+) und pCR zeigen zu können, wurde diese als cubic spline Variable in das Regressionsmodell integriert.

Ergebnisse: Eine pCR wurde von 129 (22%) Patientinnen erreicht. Es zeigt sich, dass mit zunehmendem ER(+)-Anteil die pCR-Rate abnimmt. So hatten Patientinnen mit einer Positivität von 0%, 10%, 30%, 50%, 70% und 90% eine durch das Regressionsmodell geschätzte pCR-Rate von 48%, 39%, 24%, 14%, 7% und 4%.

Schlussfolgerung: Der prozentuale Anteil ER(+)-Zellen scheint über den gesamten Beurteilungsspielraum eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit des Erreichens einer pCR zu geben. Die Grenzwerte, welche für die Bestimmung eines Ansprechens auf eine Antihormontherapie benutzt werden, sollten in Bezug auf die Vorhersage einer pCR nach Chemotherapie möglicherweise neu überdacht werden.