Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Onko03_04
DOI: 10.1055/s-0034-1388368

Die intraoperative Radiotherapie (IORT) bei der brusterhaltenden Behandlung des Mammakarzinoms: Auswertung von 120 konsekutiven Fällen

M Gordic 1, C Ugur 1, K Graubner 1, F Würschmidt 2, C Lindner 1
  • 1Diakonieklinikum Hamburg, Hamburg, Germany
  • 2Praxis für Radiologie, Radiologische Allianz, Hamburg, Germany

Fragestellung: Die publizierten Daten zeigen, dass ein Boost mittels IORT eine effektive Alternative zur konventionellen Tumorbettbestrahlung ist, die eine Verkürzung der postoperativen Radiatio um 7 – 10 Tage ermöglicht. In einer retrospektive Studie wurden die Ergebnisse der IORT hinsichtlich Toxizität, Kosmetik und Patientenzufriedenheit ausgewertet.

Patienten und Methodik: Zwischen November 2010 und Januar 2014 wurden 120 Patientinnen, medianes Alter 65 Jahre (43 – 86 Jahre), mit einem IORT-Boost (20 Gy; Intrabeam System) im Rahmen einer brusterhaltenden Operation eines invasiven Mammakarzinoms (cT1 – 2 N0 – 1 M0) behandelt. 91 Frauen (76%) erhielten zusätzlich nach abgeschlossener Wundheilung und ggf. adjuvanter Chemotherapie die perkutane Ganzbrustbestrahlung (46 – 50 Gy), bei 29 Frauen (24%) wurde hierauf im Rahmen der Targit E Studie verzichtet.

Ergebnisse: Der Nachuntersuchungszeitraum betrug im Median 24 Monate. Lokalrezidive sowie kontralaterale Mammakarzinome wurden bisher nicht beobachtet. Bei zwei Patientinnen (1,6%) wurde eine chronische Wundheilungsstörung diagnostiziert, so dass eine Mastektomie erforderlich war. Weitere Nebenwirkungen waren: entzündliche Reaktionen (5,8%), Schmerzen (16%), Serome (12%), Fibrose (17%), Erythem (6%), Hautretraktion (10%). Das kosmetische Ergebnis wurde von 90% der Patientinnen als sehr gut oder gut beurteilt. Die Auswertung des ZUF-8-Bogens zeigte eine hohe Therapiezufriedenheit.

Schlussfolgerung: Die IORT ist zur Zeit eine etablierte Methodik, die zusätzliche Boost-Bestrahlung zu ersetzen. In unserem Patientenkollektiv traten relevante Nebenwirkungen auf, die sich auf die Patientengruppe beschränkten, bei denen eine konventionelle homogene Nachbestrahlung erfolgte. Der Verzicht hierauf, d.h. eine ausschließliche IORT, bei Patientinnen mit günstigen tumorbiologischen Kriterien, erscheint als zukünftige Perspektive, wenn entsprechend valide Studiendaten vorliegen.

Schlüsselwörter: intraoperative Radiotherapie – IORT – Mammakarzinom