Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Gyn_Uro04_06
DOI: 10.1055/s-0034-1388300

Schwere Blutung ins Cavum retzii 2 Tage nach Senkungs Operation mit dem ELEVATE anterior System

A Kubitza 1, T Fink 2, B Gabriel 2
  • 1St. Josefs-Hospital Wiesbaden, Gynäkologie, Wiesbaden, Germany
  • 2St. Josefs-Hospital Wiesbaden, Wiesbaden, Germany

Die ELEVATE anterior Operation ist eine netzunterstützte Senkungsoperation. Typisch für das Verfahren ist das stumpfe Freilegen des sacrospinalen Ligaments vom vorderen Kompartiment.

Im vorliegenden Fall kam es linksseitig zu einer Blutung, die aber nach Kompression mit einem Stiltupfer sistierte. Eine vaginale Tamponade wurde für 48h eingelegt. Der postoperative Hb-Wert lag bei 12,5 g/dl (präop. 14,9 g/dl). Nach dem Ziehen der Scheidentamponade kam es zu einem unerwarteten Hb-Abfall auf 8,9 g/dl.

Im CT zeigte sich ein Hämatom der Größe 11 × 6x7 cm dorsal und cranial der Symphyse. Über die Eröffnung der Kolpotomie liess sich das Hämatom nicht entleeren. Nach abdominaler Eröffnung des Cavum retzii liess sich ca. 500 ml Hämatom linksseitig der Blase ausräumen. Es zeigte sich eine diffuse Blutung im Bereich der paravesicalen endopelvinen Faszie die durch Koagulation behandelt wurde.

Diskussion: Im Gegensatz zur klassischen sacrospinalen Fixation mit dem Zugang über eine hintere Kolpotomie unter Sicht, erfolgt die Präparation zum sacrospinalen Ligament bei der ELEVATE anterior Operation von der vorderen Kolpotomie aus. Hierbei kann der Arcus tendineus aufgerissen und anatomisch benachbarte Gefäße (z.B. Plexus venosus santorinii) verletzt werden. Auch die Fixation der Netzarme erfolgt lediglich unter palpatorischer Kontrolle. Bei zu lateralem Einstechen ins sacrospinale Ligament könnten pudendale Gefäße verletzt werden.

Fazit: Beim Verdacht auf eine Gefäßverletzung im Rahmen der blinden Präparation sollte die Blutungsquelle nach Möglichkeit optisch dargestellt werden um eine sichere Blutstillung zu gewährleisten. Der vorliegende Fall zeigt, dass auch späte Nachblutungen nach 48h möglich sind. Eine Hämatomausräumung sollte von extraperitoneal erfolgen, da ein vaginaler Zugangsweg nicht erfolgversprechend scheint.