Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Gyn_Uro02_10
DOI: 10.1055/s-0034-1388270

Gewinnung von Nabelschnurblut zur allogenen Stammzelltransplantation nach Spontangeburt und Sectio caesarea – Qualitätsparameter im Vergleich

A Platz 1, R Müller 1, AC Aurich 1, B Bächle 2, AH Schmidt 3
  • 1DKMS Nabelschnurblutbank, Dresden, Germany
  • 2DRK-Krankenhaus Chemnitz-Rabenstein, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Chemnitz, Germany
  • 3DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei, Tübingen, Germany

Neben Knochenmark und PBSC stellt Nabelschnurblut eine wertvolle und in der Standardtherapie hämatologischer Erkrankungen etablierte Stammzellquelle dar. Nabelschnurblutspenden werden nach Spontangeburt und Sectio in utero gewonnen, insofern der Entbindungsablauf nicht beeinträchtigt wird. Die Varianz der vielfältigen Qualitätsparameter erhebt die Frage nach den zugrundeliegenden Ursachen, die spenderspezifisch und/oder prozessspezifisch sein können. Dem Entbindungsmodus kommt hier erhebliche Bedeutung zu.

2407 Nabelschnurblutspenden aus ca. 180 Kliniken, gespendet 26.02.2012 – 31.12.2013, wurden hinsichtlich hämatologischer Parameter wie WBC, TNC und NRBC, Gesamtvolumen und Kontamination ausgewertet.

34% der eingesendeten Spenden wurden nach Sectio (20% primär; 14% sekundär) gewonnen. Sie weisen ein höheres Blutvolumen (prim. 123,02 ml ± 23,83; sek. 116,35 ml ± 25,45) auf als jene nach Spontanentbindung (vag. 96,93 ml ± 20,56) auf. Die Zellkonzentration zwischen Spontanentbindungen und sekundären Sectiones (vag. WBC 43,66 ± 13,06 GPt/l; sek. Sec. WBC 43,53 ± 14,56 GPt/l) ist wenig different, wohingegen die Konzentration nach primären Sectiones 11% niedrigerer liegt. Der nach Prozessierung im Präparat gemessene Gehalt an TNC und NRBC zeigt entsprechende Ergebnisse.

Die Rate an bakteriellen Kontaminationen betrug für Spontanentbindungen 5,31% gegenüber 0,79% für Sectiones (prim. 0,67%, sek. 0,98%).

Nabelschnurblutspenden nach Spontanentbindung und Sectio enthalten vergleichbare Mengen an notwendigen Zellen. Die Ursachen des niedrigeren Zellgehaltes bei primären Sectiones können z.B. auf präoperative Hämodilution zurückgeführt werden. Die niedrigere Kontaminationsrate bei Sectiones ist durch die Umgebungsbedingungen eines Operationssaales bedingt.

Die Gewinnung von Nabelschnurblut für die allogene Transplantation kann bei beiden Entbindungsarten erfolgreich durchgeführt werden, um lebensbedrohlich erkrankten Patienten sichere und wirksame Stammzellpräparate anbieten zu können.