Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Gyn_Uro02_05
DOI: 10.1055/s-0034-1388265

Bedeutung und Funktion der Uterosacralligamente – Untersuchungen am Rhesusaffen

J Friedrich 1, S Ludwig 1, P Mallmann 1, W Jäger 1, FJ Kaup 2, K Mätz-Rensing 2
  • 1Universität zu Köln, Frauenklinik, Köln, Germany
  • 2Deutsches Primatenzentrum Göttingen, Infektionspathologie, Göttingen, Germany

Fragestellung: Viele Frauen im Klimakterium leiden unter einer Harninkontinenz. Diese tritt vor allem im Stehen oder in Bewegung auf, dagegen nicht im Liegen. Bei Vierfüßlern ist eine Inkontinenz nicht bekannt. Plötzlicher Urinverlust ist zurückzuführen auf Markierungsverhalten oder auf Östrogenverlust bei kastrierten Tieren. Möglicherweise ist deshalb die Aufrichtung des Menschen ursächlich an der Inkontinenz beteiligt. Um die physiologische Bedeutung der Bandstrukturen im Becken in aufrechter Position zu klären, haben wir Rhesusaffen untersucht.

Methodik: Zunächst haben wir Affen im Zoo auf ihr Miktionsverhalten hin beobachtet. Danach haben wir im Primatenzentrum Göttingen Rhesusaffen obduziert und die Blase katheterisiert. Die verschiedenen Strukturen des menschlichen Beckens konnten ebenfalls beim Affen identifiziert werden. Danach wurde die Blase des Affen im Liegen und im Sitzen mit 50 ml NaCl aufgefüllt. Die Veränderungen wurden fotografisch dokumentiert.

Ergebnis: Die von uns beobachteten Menschenaffen und Rhesusaffen zeigten keine Zeichen der Inkontinenz. Aus Gewichtsgründen (Aufsetzen) wurden für die Untersuchungen Rhesusaffen gewählt. Beim weiblichen Rhesusaffen waren die Uterosacral-Ligamente (USL) in liegender und sitzender Position bei leerer Blase nicht sichtbar. Bei Füllung der Blase kam es zu einer Anspannung der USL. Dadurch wurde der Uterus in seiner zentralen Position im Becken gehalten und verhinderte, dass die Blase ins Becken absank.

Schlussfolgerung: Die USL verhindern beim Rhesusaffen ein Absinken der Scheide und des Uterus. Aufgrund physiologischer Fixation der Blase, kommt es dort ebenfalls zu einer Aufrichtung. Durch Füllung der Blase in sitzender Position, kommt es zu einem Positionserhalt von Scheide, Uterus und Blase. Dieser Positionserhalt könnte entscheidend für den Erhalt der Kontinenz sein.