Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb12_13
DOI: 10.1055/s-0034-1388238

Fallbericht: Anaplastisches groβzelliges Lymphom in der Schwangerschaft

H Urban 1, GJ Bauerschmitz 1, M Hellriegel 1, G Emons 1
  • 1Universitätsfrauenklinik, Göttingen, Germany

Fragestellung: Neu aufgetretene Lymphknotenschwellung der rechten Leiste in der 34. SSW.

Verlauf: Aufnahme der Patientin mit vorzeitiger Wehentätigkeit bei liegendem Arabin Pessar und neu aufgetretener Schwellung der rechten Leiste in der 34. SSW. Nach Entfernung des Pessars sistierte die Wehentätigkeit. Im Verlauf hatte die Patientin einen vorzeitigen Blasensprung und die Schwangerschaft wurde mittels Kaiserschnitt in der 35+1 SSW beendet (2345 g, 50 cm, AS 7/8/9, männlich, verlegt in die Kinderklinik bei Ösophagusatresie – operative Versorgung im Verlauf). Bei dem Kaiserschnitt zeigte sich ein unauffälliger Situs.

Bei Verdacht auf entzündlich-reaktive Schwellung der Lymphknoten (V.a. Chlamydien-Infektion bei positiver Serologie DD Erysipel) wurde eine adaptierte Antibiotikatherapie eingeleitet. Unter der Therapie jedoch Gröβenprogredienz der Leistenlymphknoten mit zunehmender Schwellung des gesamten rechten Beines, sowie laborchemisch ausgeprägte Infektkonstellation. Zur Abklärung wurde eine Thrombose ausgeschlossen, jedoch weitere Lymphknotenvergrößerungen parailiakal, paracaval und paraaortal sowie eine unklare Läsionen im Pankreaskopf und Lebersegment V festgestellt. Die rasch progrediente Lymphadenopathie führte zum akuten postrenalen Nierenversagen, gefolgt von Aszites und Pleuraergüssen. Nach Anlage von DJ-Schienen und Diuretikagabe folgte umgehende laborchemische Besserung. Der nun geäußerte Verdacht auf maligne Neoplasie konnte mittels offener Biopsie der Leistenlymphknoten gesichert werden.

Ergebnis: Anaplastisches großzelliges T-Zell Lymphom (ALK positiv) im Stadium IV. Die Patientin wurde mittels 5x CHOEP, 1x DHAP und peripherer Stammzellapherese kurativ behandelt.

Schlussfolgerung: Onkologische Erkrankungen sind seltene Komplikationen einer Schwangerschaft. Das Auftreten eines anaplastischen großzelligen Lymphoms in der Schwangerschaft ist nur auf wenige Fallberichte begrenzt. Diagnostik und Behandlungserfolg solch seltener und sehr schwerwiegender Krankheitsbilder benötigen eine interdisziplinäre Zusammenarbeit.