Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb12_11
DOI: 10.1055/s-0034-1388236

Ist Magnesium als Tokolytikum tatsächlich ungeeignet? Die Problematik von Metaanalysen

P Czekelius 1, H Wenzel 2
  • 1Klinikum Konstanz, Frauenklinik, Konstanz, Germany
  • 2em., Konstanz, Germany

Sowohl in den heute gültigen Leitlinien der DGGG als auch von Seiten des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte wird mitgeteilt, dass Magnesium nicht nur Frühgeburten nicht verhindern könne, sondern sogar ein Wirksamkeitsnachweis zur Hemmung vorzeitiger Wehen fehle. Außerdem wird vor einer signifikant erhöhten kindlichen Mortalität unter Magnesiummedikation gewarnt.

Methode: Im Rahmen einer detaillierten Literaturrecherche, die den Bezug der o.g. Feststellungen mit einschließt, wird die Fragwürdigkeit dieser Äußerungen untersucht und die Ursachen, die dazu geführt haben könnten, besprochen. Ebenso wird auf mögliche Schwächen aus Schlussfolgerungen von immer häufiger angewendeteni Metaanalysen eingegangen.

Ergebnis: Aufgrund bisher vorliegender Veröffentlichungen ist weder die Unwirksamkeit von Magnesium als tokolytisch wirkende Substanz, noch sein fehlender Effekt zur Vermeidung einer Frühgeburt innerhalb von 48 Stunden zwingend nachgewiesen. Es wurden weder Zeitpunkte, noch die genaue Symptomatik bei Therapiebeginn in die Berechnungen mit einbezogen. Risiken kindlich-neurologischer Schädigungen durch Magnesiumtherapie über die Mutter, wurden in der Zwischenzeit widerlegt.

Schlussfolgerung: Das Frühgeburtenproblem ist nach wie vor ungelöst. Erfolgreiche Tokolyse bedeutet Zeitgewinn. Durch Unterdrückung vorzeitiger Wehen wird eine Folge, nicht die Ursache von Frühgeburtsbestrebungen behandelt.

Unter bestimmten Voraussetzungen kann der intravenösen Anwendung von Magnesium zur Verhinderung von Frühgeburten zugestimmt werden. Eine fetale Schädigung bei Vermeidung einer Überdosierung ist nicht zu befürchten.

Metaanalysen sollten mit großer Aufmerksamkeit, kritisch und vollständig gelesen werden. Inhalt und Zusammenfassung stimmen nicht immer überein.