Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb11_16
DOI: 10.1055/s-0034-1388223

Metastasiertes Melanom in der Schwangerschaft – interdisziplinäres Management

A Koch 1, G Huber 1, B Seelbach-Göbel 1
  • 1Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Regensburg, Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie St. Hedwig, Regensburg, Germany

Einleitung: Zu den Krebsarten mit steigender Inzidenz gehört das maligne Melanom, dessen Inzidenz in der Schwangerschaft etwa 0,1 – 2,8/1000 beträgt.

Fragestellung: Das Vorgehen bei der schwangeren Melanompatientin soll im fortgeschrittenen Stadium erläutert werden.

Methodik: Unser interdisziplinär abgestimmtes Vorgehen in der Kasuistik basiert auf der AWMF S3-Leitlinie, Registernummer 032 – 024OL, Version 1.1, Februar 2013, und einer aktuellen Pubmed-Recherche.

Ergebnisse: Die Erstdiagnose des malignen Melanoms wurde in unserem Fall 2005 gestellt und der Befund lokal exzidiert. Die Vorstellung der 29-jährigen II Gravida/I Para erfolgte in der 22. Schwangerschaftswoche mit Hirnmetastase bei diffuser Metastasierung ohne fetale oder plazentare Auffälligkeiten. Zunehmende Aszitesbildung veranlasste uns zu Aszitesdrainagen. Bei Größenprogredienz der Metastasen und zunehmender Belastung durch den Aszites führten wir die primäre Sectio caesarea mit 29+1 SSW durch, sowie die Adnexektomie bei großen Ovarialmetastasen beidseits. Die histologische Untersuchung der Plazenta erbrachte keinen Hinweis auf Metastasen. Wegen der Parästhesien durch die zerebrale Metastase wurde die Patientin anschließend neurochirurgisch operiert. Desweiteren begann unmittelbar postpartal die Therapie mit Vemurafenib, einem B-RAF-Inhibitor.

Die Diagnostik bei einer schwangeren Melanompatientin umfasst primär das histologische Staging. Das Staging von Metastasen erfolgt durch die MRT-Untersuchung. Bezüglich der plazentaren Metastasierung erfolgt die Sonografie. Nach Abschluss der fetalen Organogenese ist im fortgeschrittenen Stadium unter Einhaltung der fetal kritischen Streustrahlungsdosis die Radiotherapie des Primärtumors zu diskutieren. Eine adjuvante Therapie mit Interferon-alpha in der Schwangerschaft ist nicht indiziert.

Schlussfolgerung: Im fortgeschrittenen Stadium müssen bei bestehender Schwangerschaft die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten abgewogen werden, nicht zuletzt bei der möglichen Metastasierung in Plazenta und Fetus.