Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb10_02
DOI: 10.1055/s-0034-1388191

Erhebung von Geburtsmodus-spezifischen Transfusionsindices zur Abschätzung des Risikos einer transfusionsbedürftigen postpartalen Hämorrhagie

S Heublein 1, S Hecht 1, C Hübener 1, G Wittmann 2, L Holdt 3, U Hasbargen 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Großhadern, Klinikum der Universität München, München, Germany
  • 2Abteilung für Transfusionsmedizin und Haemostaseologie, Klinikum der Universität München, München, Germany
  • 3Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinikum der Universität München, München, Germany

Fragestellung: An vielen Geburtskliniken wird standardmäßig bei jeder Gebärenden eine serologische Verträglichkeitsprobe („Kreuzprobe“) bei Geburtsbeginn durchgeführt, um im Falle des Auftretens einer postpartalen Blutungskomplikation schnell Blutersatzprodukte verabreichen zu können. Die Notwendigkeit einer derartigen Vorsichtsmaßnahme wird auch wegen der finanziellen und personellen Ressourcen diskutiert.

In der Geburtshilfe fehlen aktuelle Zahlen zur Transfusionshäufigkeit bei verschiedenen geburtshilflichen Maßnahmen. Ziel der Untersuchung war daher, retrospektiv die Transfusionsrate in Abhängigkeit vom Geburtsmodus über die Erhebung des Modus-spezifischen Transfusionsindex (TI = n (Transfusion bei Geburten mit Geburtsmodus x)/n (keine Transfusion bei Geburten mit Geburtsmodus x)) zu quantifizieren.

Methode: Alle im Zeitraum von 2011 bis 2013 am Perinatalzentrum Großhadern durchgeführten Geburten (n (vaginal spontan)= 2610, n (vaginal operativ)= 629, n (Sectio caesarea)= 2246) wurden in die Studie einbezogen. Die Transfusionshäufigkeit wurde bei allen Geburten mit einem Blutverlust von ≥1000 ml oder einem postpartalen Hämoglobinwert von ≤6,0 g/dl ermittelt (n = 195)

Ergebnis: Eine Transfusion war bei 64/195 (32,8%) Geburten mit einem postpartalem Blutverlust ≥1000 ml oder mit einem Hb ≤6,0 g/dl dokumentiert. In Bezug auf das jeweilige Gesamtkollektiv ergab sich für vaginale Spontangeburten ein Transfusionsindex von 0,010. Die Transfusionsindices bei vaginal operativem Entbindungsmodus und Sectio caesarea betrugen TI (vaginal operativ)= 0,010 und TI (Sectio caesarea)= 0,015.

Schlussfolgerung: Am Perinatalzentrum Großhadern ergaben sich Transfusionsindices von < 0,020. Um eine valide Aussage über die Notwendigkeit der routinemäßig durchgeführten serologischen Verträglichkeitsprobe bei Geburtsbeginn machen zu können, ist eine Erweiterung der Analyse hinsichtlich Risikostratifizierung und Beobachtungsumfang notwendig.