Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb08_09
DOI: 10.1055/s-0034-1388162

Psychische Erkrankungen in der Schwangerschaft im Zusammenhang mit Geburtsoutcome und -modus – eine retrospektive Analyse von Sekundärdaten der Techniker Krankenkasse (TK)

A Gillessen 1, A Lanfer 1, C Vietor 1, J Weller 1
  • 1Techniker Krankenkasse, Hamburg, Germany

Hintergrund: Im Fokus steht der Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen und dem Geburtsmodus bzw. dem Geburtsgewicht. Im Rahmen einer Sekundärdatenanalyse wurden retrospektiv Daten der Techniker Krankenkasse auf mütterliche pränatale Depression, Angst-, akute Belastungs- und Somatisierungsstörungen in Bezug auf den Geburtsmodus und das Geburtsgewicht sowie der Einfluss von psychotropen Substanzen im Jahr 2008 untersucht.

Methode: Die Zusammenhänge zwischen Geburtsmodus, -gewicht und psychischen Erkrankungen wurden mittels multipler logistischer Regressionen analysiert.

Ergebnisse: Von den 38.174 in die Analyse einbezogenen Schwangeren haben 9% (3.547) Depressionen, 17% (6.442) Angststörungen, 12% (4.468) akute Belastungs- und 24% (9.245) Somatisierungsstörungen. Via Sectio cesarea (SC) entbanden 30% (11.385) der Mütter und 4% der Neugeborenen sind untergewichtig. Nach Adjustierung (Ost/West, Alter, SC) ist für Frauen mit einer vorgeburtlichen Depression die Wahrscheinlichkeit für ein untergewichtiges Neugeborenes höher (OddsRatio = 1,7). Frauen mit einer akuten Belastungsstörung während der Schwangerschaft zeigen nur in unadjustierten Analysen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit ein untergewichtiges Neugeborenes zu entbinden. Frauen mit vorgeburtlicher Angst oder Somatisierungsstörung haben weder unadjustiert noch adjustiert eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein untergewichtiges Neugeborenes.

Bei gleichzeitiger Verordnung von Psychopharmaka ist eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für ein untergewichtiges Neugeborenes in allen untersuchten Erkrankungen erkennbar.

Die Wahrscheinlichkeit via SC zu entbinden ist für alle Erkrankungsbereiche erhöht (OR = 1,1 für Angst- und Somatisierungsstörungen bis OR = 1,3 für Depression). Postnatal sinkt die Prävalenz der untersuchten psychischen Erkrankungen deutlich.

Schlussfolgerung: Psychische Erkrankungen während der Schwangerschaft sind mit dem Geburtsgewicht und der SC-Rate assoziiert. Die abnehmende postnatale Prävalenz weist auf Schwangerschaft als möglichen auslösenden Faktor für psychische Erkrankungen hin.

Es besteht die Notwendigkeit, diese Erkenntnisse in zukünftige Versorgungsangebote zu integrieren.