Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb08_06
DOI: 10.1055/s-0034-1388159

Zweizeitige Entbindung einer diamnioten dichorialen Geminigravidität nach frühem, vorzeitigen Blasensprung und Amnioninfektions-Syndrom des führenden Geminus

H Jah 1, Y Garnier 1
  • 1Klinikum Osnabrück, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Perinatalzentrum, Osnabrück, Germany

Fragestellung: Therapie einer diamnioten dichorialen Geminigravidität mit prolabierender Fruchtblase in der 16. SSW, frühem vorzeitigen Blasensprung des führenden Geminus in der 17. SSW mit fortan bestehendem Anhydramnion und schließlich Abort des führenden Geminus in der 23. SSW bei Amnioninfektions-Sydrom.

Methodik: Durchführung einer Notfall-Cerclage unter laufender i.v. Antibiose und Octenisept vaginal in der 15+6. SSW mit anschließender Indometacin Intervall-Therapie. Die Cervixlänge schwankt künftig zwischen 8 und 25 mm. Bei unauffälligen Entzündungsparametern und gutem, konkordanten Intervallwachstum erfolgt in der 21+6. SSW die Lungenreifeinduktion mit Celestan. In der 22+2. SSW kommt es zu einem Amnioninfektions-Syndrom mit Wehendurchbruch und Abortieren des führenden Geminus. Bei sich spontan formierender Cervix, Entschluss zur erneuten Notfall-Cerclage unter Partusisten-Bolustokolyse und laufender i.v. Antibiose sowie Therapieergänzung um Utrogest. Belassen der Plazenta in utero. Im weiteren Verlauf stabilisiert sich die Cervixlänge auf 30 mm. Die Wiederholung der Lungenreifeinduktion erfolgt in der 29. SSW.

Ergebnis: Nach Abort des führenden Geminus in der 23. SSW kann die Schwangerschaft um 95 Tage prolongiert werden. Die Patientin wird ab der 27. SSW ambulant geführt und in der 35+6. SSW nach vorzeitigem Blasensprung per Re-Resectio von einem gesunden Jungen entbunden.

Schlussfolgerung: Die zweizeitige Entbindung bei Amnioninfektions-Syndrom des führenden Geminus einer diamnioten dichorialen Geminigravidität ist eine relevante Therapieoption. Wie im Tiermodell gezeigt und im vorliegenden Fall bestätigt, kann sich die Infektion auf ein Amnion beschränken. Für den in utero belassenen Feten bedeutet dies nicht nur Leben, sondern in Abhängigkeit von der Prolongation eine drastische Senkung von Morbidität und Mortalität bei Frühgeburtlichkeit.