Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb07_17
DOI: 10.1055/s-0034-1388152

Entwicklung der Episiotomierate: Daten eines Level-I-Perinatalzentrums im Landesvergleich

K Bornmann 1, C Weisgerber 1, H Stepan 1
  • 1Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung für Geburtsmedizin, Leipzig, Germany

In den letzten Jahren hat sich die Einstellung zur (routinemäßigen) Episiotomie verändert. Ein Grund für eine zurückhaltendere und kritischere Indikationsstellung ist die Erkenntnis, dass der präventive Nutzen zumindest aus mütterlicher Indikation überschätzt wurde, da höhergradige Rissverletzungen und Läsionen des M. levator ani nicht verhindert werden können. Ziel dieser Untersuchung war es zu analysieren, wie sich ein verändertes Management auf die Episiotomierate in einem Perinatalzentrum der Maximalversorgung auswirkt – und dies in Projektion auf die Zahlen Sachsens.

Es erfolgte eine retrospektive Auswertung der Geburtsstatistik der Abteilung für Geburtsmedizin des UK Leipzig im Vergleich der durch die Perinatalerhebung der Sächsischen Landesärztekammer gewonnenen Daten aus 45 sächsischen geburtshilflichen Abteilungen der Jahre 2003 bis 2012.

Die Episiotomieraten in Sachsen (37,4% auf 26,8%) und im UK Leipzig (54,2% auf 23,0%) sind deutlich rückläufig. Die Dammrissrate stieg in beiden Kollektiven (Sachsen: 20,5% auf 31,5%; UK Leipzig: 23,5% auf 42,6%), wobei sich die Rate der höhergradigen Dammrisse nicht signifikant änderte. Die Summe der Dammrisse und Episiotomien hat sich im UK von 77,7% auf 65,6% verringert, in Sachsen ist sie dagegen gleich geblieben (58,3%± 1,24).

Die Rate der Erstgebärenden unterscheidet sich nicht (52,9 ± 1,2% versus 52,2 ± 0,96%). Die Frühgeburtenrate ist naturgemäß im Perinatalzentrum höher (18,8 ± 1,15 versus 7,27 ± 0,53).

Die Rate der vaginal entbundenen Frauen im UK Leipzig, die weder einen Dammriss noch eine Episiotomie bekommen haben, ist um 12,1% gestiegen.

Im Hochrisikokollektiv des Universitätsklinikums Leipzig liegt heute die Episiotomierate unter dem sächsischen Durchschnitt, was zeigt, dass ein entsprechendes Management wirksam in der Lage ist, die Episiotomierate deutlich zu senken.