Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb07_16
DOI: 10.1055/s-0034-1388151

Puerperalsepsis mit Multiorganversagen durch Streptococcus pyogenes

SK Weber 1, U Gembruch 1, WM Merz 1
  • 1Uniklinik Bonn, Abteilung für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Bonn, Germany

Hintergrund: Die maternale Sepsis stellte in der aktuellen Erhebung der CEMACH die häufigste direkte mütterliche Todesursache dar, mit einer Verdreifachung der Rate in den letzten 23 Jahren1. Wir berichten über einen Fall, bei dem aufgrund der Symptomkonstellation zunächst die Verdachtsdiagnose Puerperalsepsis nicht gestellt wurde.

Fallbeschreibung: Eine bis dahin gesunde 28- jährige Gravida IV/Para IV stellte sich 7 Tage nach unauffälligem Spontanpartus notfallmäßig vor. Leitsymptom waren starke Schmerzen in beiden Beinen; zusätzlich bestanden generelles Unwohlsein und subfebrile Temperaturen. Die Patientin befand sich in deutlich reduziertem Allgemeinzustand. Bei der körperlichen Untersuchung waren die klassischen Befunde einer puerperalen Infektion negativ. Auffällig war ein ausgeprägter Sklerenikterus. Bei der initialen Diagnostik zeigten sich die Vitalparameter inclusive Sauerstoff-Sättigung im Normbereich, Ultraschall von Uterus und Nieren sowie EKG waren unauffällig. Jedoch erbrachte die vorläufige serologische Diagnostik eine ausgeprägte Thrombozytopenie (8 G/L). Aufgrund der progredienten Verschlechterung des Allgemeinzustandes erfolgte die Verlegung auf die Intensivstation. Hier wurde zunächst unter der Verdachtsdiagnose thrombotisch-thrombozytopenische Purpura/hämolytisch-urämisches Syndrom/postpartales HELLP-Syndrom eine Plasmapherese durchgeführt und eine Antibiotikatherapie begonnen. Im Verlauf entwickelte sich ein Multiorganversagen mit erhöhten Infektparametern. Trotz Ausschöpfung aller therapeutischen Maßnahmen bis hin zur extracorporalen Membranoxygenierung verstarb die Patientin innerhalb von 24 Stunden nach Erstvorstellung. In Vaginalabstrichen und Blutkulturen konnte Streptococcus pyogenes nachgewiesen werden, sodass von einer fulminanten Puerperalspesis als Todesursache ausgegangen werden muss.

Schlussfolgerung: Bei jedem auffälligen Befund im Wochenbett sollte differentialdiagnostisch stets eine Puerperalsespsis erwogen werden. Die zügige Diagnosestellung, der umgehende Beginn einer antibiotischen Therapie sowie die interdisziplinäre intensivmedizinische Betreuung sind essentiell und lebensnotwendig.

1BJOG 2011;118(S1):87.