Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb07_15
DOI: 10.1055/s-0034-1388150

Das Frankfurter Protokoll zum EXIT-Verfahren bei kongenitalen Kopf-Hals-Tumoren

EK Toettel 1, AK Kaempf 1, S Peiffer 1, H Eisele 1, M Raich 1, S Eschenburg 1, B Wittekindt 2, S Grüßner 1, U Rolle 3, R Schloesser 2, F Louwen 1
  • 1Johann Wolfgang Goethe-University Frankfurt am Main, Gynäkologie und Geburtshilfe, Frankfurt am Main, Germany
  • 2Johann Wolfgang Goethe-University Frankfurt am Main, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Frankfurt am Main, Germany
  • 3Johann Wolfgang Goethe-University Frankfurt am Main, Klinik für Kinderchirurgie- und Kinderurologie, Frankfurt am Main, Germany

Fragestellung: Kongenitale Kopf-Hals-Tumoren können postpartal beim Neugeborenen zu einer lebensbedrohlichen Verlegung der fetalen Atemwege führen. Das EXIT-Verfahren (ex utero intra partum treatment) wird angewendet um eine adäquate postpartale Oxygenierung in solchen Fällen zu gewährleisten. In der Literatur werden unterschiedliche Vorgehensweisen hinsichtlich der operativen Umsetzung in Einzelfällen beschrieben.

Methodik: In der vorliegenden Arbeit präsentieren wir ein standardisiertes prä- und peripartales Verfahren zum EXIT-Manöver (Frankfurter Verfahren) anhand zweier Fallbeschreibungen von insgesamt fünf in sechs Jahren aus der eigenen Klinik.

Es handelt sich um Neugeborene mit einem nasopharyngealem Teratom und einem fetalem Lymphangiom. Die Pränataldiagnostik zeigte, dass postpartal eine lebensbedrohliche Obstruktion der Atemwege durch die Tumoren zu erwarten war. Die Indikationsstellung und OP-Planung des Exit-Manövers wurde in einer interdisziplinären Fallbesprechung mit Geburtshelfern, Neonatologen, Kinderchirurgen und Anästhesisten durchgeführt.

Ergebnisse: Um die 38. SSW erfolgte die multidisziplinäre Vorbereitung und Durchführung der elektiven Sectio nach dem Frankfurter Protokoll. Die Prozedur erfolgte in tiefer ITN, um eine Analgosedierung des Neonaten zu gewährleisten. Grundlegende Schritte im Rahmen des operativen Vorgehens sind die Uterotomie unter i.v.-Tokolyse, das Belassen des Neugeborenen an der feto-maternalen Zirkulation zur ausreichenden Oxygenierung während der Sicherung der fetalen Atemwege durch die Neonatologen und erst im Anschluss das Abnabeln des Kindes nach erfolgreicher Intubation. Die beiden Neugeborenen konnten bei optimalen Astrup-Werten regelrecht nachversorgt werden. Innerhalb der ersten Lebenswoche erfolgte die chirurgische Tumorversorgung.

Schlussfolgerung: Mit einem multidisziplinär trainierten und etablierten Verfahren zum EXIT-Manöver lässt sich auch bei seltenen fetalen Atemwegsobstruktionen ein sicheres Vorgehen bei gegebener Indikation gewährleisten. Eine Qualitätssicherung bei seltenen Therapieverfahren gewährleistet einen höheren Versorgungsstandard.