Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb07_08
DOI: 10.1055/s-0034-1388143

Management einer akuten peripartalen kardialen Dekompensation in Koinzidenz mit einem Schilddrüsenkarzinom sowie Autoimmunthyreoiditis bei einer jungen Schwangeren

E Langer 1, I Kühnert 2, A Hagendorff 3, S Eifert 4, H Stepan 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Leipzig, Abteilung für Geburtsmedizin, Leipzig, Germany
  • 2Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Leipzig, Germany
  • 3Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung für Kardiologie, Leipzig, Germany
  • 4Herzzentrum Leipzig, Leipzig, Germany

Hintergrund: Die Rate an kardial vorbelasteten Frauen, die schwanger werden, ist stetig zunehmend. In Abhängigkeit von der Schwere besteht die Gefahr einer kardialen Dekompenstion peripartal. Darüber hinaus gibt es das Krankheitsbild der Peripartalen Kardiomyopathie (PPCM), die klinisch als dilatative Kardiomyopathie imponiert. Die Koinzidenz mit einer Autoimmunerkrankung z.B. endokrinen Neoplasien (MEN) wird diskutiert.

Kasuistik: Wir berichten über eine 24-jährige schwangere Patientin mit dilatativer Kardiomyopathie (DCM, NYHA IV) und Mitralklappeninsuffizienz (Grad III), die sich in der 28 + 3 SSW fulminant verschlechterte (LVEF 20%). Es bestand eine kardiale Vorerkrankung (kombiniertes Aortenvitium mit leichtgradiger Aortenstenose bei angeborener bikuspidaler Klappe). Es wurde aufgrund der sich verschlechternden mütterlichen Situation elektiv per Re-Sectio (mit Tubensterilisation) ein Mädchen (Apgar 6/8/8, 1120 g, pH 7,23) entwickelt. Direkt nach der Kindsentwicklung kam es intra partum zu Kammerflimmern mit nachfolgender Asystolie. Die Patientin konnte intraoperationem im kardiogenem Schock erfolgreich reanimiert werden. Drei Monate postpartal wurde als Zufallsbefund eine Raumforderung der Schilddrüse festgestellt. Es lag ein papilläres Schilddrüsenkarzinom vor. Im Anschluss wurde eine totale Thyreoidektomie mit anschließender Neck-dissection sowie orale Radiojodtherapie (Jod131oral) durchgeführt.

Schlussfolgerung: Kardiologische Erkrankungen in der Schwangerschaft erfordern eine maximale interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Anästhesiologie, Kardiologie und Geburtshilfe. Herzkranke Frauen sollen präkonzeptionell eine interdisziplinäre Beratung erhalten. Die PPCM ist selten und wird oft nicht als solche erkannt. Als Pathophysiologie werden immunologische, endokrine und virale Mechanismen diskutiert. Die Prognose ist schlecht und die Therapie erfolgt symptomatisch entsprechend einer dilatativen Kardiomyopathie.