Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb06_02
DOI: 10.1055/s-0034-1388119

Fallbericht: Foudroyante Puerperalsepsis durch hämolysierende Streptokokken Gruppe A mit toxic shock Syndrom

N Bock 1, GJ Bauerschmitz 1, S Ibishi 1, G Emons 1
  • 1Universitätsmedizin Göttingen, Gynäkologie und Geburtshilfe, Göttingen, Germany

Fragestellung: Sechzehn Stunden nach unauffälliger primärer Sectio wegen Abfalls der fetalen Herzfrequenz in der SSW 28+1 nach abgeschlossener Lungenreifeinduktion trat ein akuter Schockzustand mit ausgeprägtem systemic inflamatory response Syndrom auf.

Verlauf: Bei Abfall der Sauerstoffsättigung und Tachykardie wurde zunächst zum Ausschluss einer Lungenembolie eine Thorax-CT durchgeführt. Sonographisch zeigte sich zunehmend freie Flüssigkeit im Abdomen, so dass relaparotomiert wurde: Bei zwei Litern putrider Flüssigkeit intraabdominell erfolgte eine Hysterektomie, Spülung, Eröffnung des Retroperitonealraums und Revision der Ovarica-Gefäße. Postoperativ zeigten sich eine schwerste Oxygenierungsstörung, ein akutes Nieren- und Gerinnungsversagen, eine Lebersynthesestörung, eine schlechte Hämodynamik und eine NO-vermittelte Relaxation der glatten Gefäßmuskulatur.

Es entwickelten sich unter anderem septische pulmonale Streuherde, eine Beckenvenenthrombose der Vena iliaca externa, eine nekrotisierende Fasziitis der Bauchdecken sowie eine critical illness polyneuropathy und Polymyopathie.

Ergebnis: In den Abstrichen fanden sich Streptococcus pyogenes und histopathologisch am Uterus eine suffiziente Narbe ohne Entzündungsnachweis sowie ein unauffälliges Myom. Es ist von einer aufsteigenden Infektion durch Streptokokkus pyogenes auszugehen; pathologisch gesichert wurde lediglich eine floride, fibrinöse Peritonitis mit umgebenden Fettgewebsnekrosen. Bei den erforderlichen Folgeoperationen wurde zudem eine nekrotisierende Fasziitis diagnostiziert.

Der bei Geburt 980 g schwere Frühgeborene, APGAR 1/6/8, pH 7,35, konnte nach fünfzehn Wochen Betreuung gesund entlassen werden. Die Entlassung seiner Mutter erfolgte weitere vier Wochen später in einem stabilem Zustand und ohne Residuen.

Schlussfolgerung: Die Puerperalsepsis, hervorgerufen durch Streptokokken der Gruppe A, ist heutzutage ein seltenes, jedoch bei Auftreten schweres und potentiell tödliches Krankheitsbild.

Schweres Krankheitsgefühl postpartal sollte dringend ernst genommen werden, eine frühzeitige Antibiotikatherapie vor Manifestation der Sepsis ist lebensrettend.