Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb04_06
DOI: 10.1055/s-0034-1388087

Maternale, prä-, peri- und frühe postpartale Risikofaktoren für die Entwicklung eines Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms am Beispiel einer Langzeitstudie einer Erlanger Geburtskohorte

E Raabe 1, U Dammer 1, M Schneider 1, J von Wilucki 1, S Kehl 1, MW Beckmann 1, PA Fasching 1, F Faschingbauer 1
  • 1Universitätsklinikum Erlangen, Frauenklinik, Erlangen, Germany

Fragestellung: Ziel der Langzeitstudie ist die Beurteilung von maternalen, prä-, peri- und frühen postpartalen Parametern als Risikofaktoren für die spätere Entwicklung eines Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms beim Kind.

Methodik: Patientinnen, die zwischen 1996 und 1999 an der Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen entbunden haben, erhielten im Jahr 2009 einen Fragebogen. Diese Angaben wurden mit den Daten aus der Geburtendokumentation korreliert. Die statistische Auswertung erfolgte mittels logistischer Regression mit SAS.

Ergebnis: Insgesamt standen 573 Beobachtungen für die Auswertung zur Verfügung. Vierundvierzig Patientinnen gaben an, dass ihr Kind an einem Aufmerksamkeitsdefizit leidet. Die Parameter maternales Alter zum Geburtszeitpunkt, Gewichtszunahme in der Schwangerschaft, Gewicht vor und am Ende der Schwangerschaft, maternale Größe, Ausbildungsgrad der Mutter, Zahl der Schwangerschaft, Schwangerschaftsdauer, Entbindungsmodus, Geburtsgewicht, arterieller Nabelschnur-pH-Wert, Apgar-Werte nach 5 und 10 Minuten, Stillen und Alkohol vor und während der Schwangerschaft ergaben in Bezug auf die spätere Entwicklung eines Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms beim Kind keine signifikanten Ergebnisse. Signifikant waren die Parameter Rauchen vor und während der Schwangerschaft und der Apgar-Wert nach 1 Minute. Rauchen erhöhte das Risiko für die Entwicklung eines Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms um den Faktor 2,3, ein Apgar-Wert < 7 nach einer Minute ergab auch eine signifikant höhere Rate an Aufmerksamkeitsdefizitsyndromen.

Schlussfolgerung: Bei der Beurteilung von maternalen, Schwangerschafts- und Geburtsparametern als Risikofaktoren für die spätere Entwicklung eines Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms haben sich ein Apgar-Wert < 7 nach einer Minute und Rauchen vor und während der Schwangerschaft als signifikant erwiesen. Diese Erkenntnis ist vor allem deshalb wichtig, da Rauchen ein vermeidbarer Risikofaktor ist.