Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb03_13
DOI: 10.1055/s-0034-1388075

Risikofaktoren der Uterusruptur – eine retrospektive Analyse von 20152 Geburten

K Sturzenegger 1, L Schäffer 1, R Zimmermann 1, C Haslinger 1
  • 1Universitätsspital, Klinik für Geburtshilfe, Zürich, Switzerland

Einführung: Die Uterusruptur während der Geburt ist ein akuter Notfall mit hoher Morbidität und Mortalität für Mutter und Kind. Über einen Zusammenhang mit externem Druck auf den Uterus (Kristeller-Handgriff) ist wenig bekannt. Wir analysieren Risikofaktoren bei Uterusrupturen insbesondere auch hinsichtlich des Kristeller-Handgriffs.

Methodik: 20152 Einlingsentbindungen in Schädellage von 22+0 bis 42+0 SSW und Kindsgewicht > 500 g wurden im Zeitraum von 2000 – 2013 retrospektiv analysiert. Ausgeschlossen wurden alle primären Sectiones. Die bekannten Risikofaktoren der Uterusruptur wurden einer multivariaten logistischen Regressionsanalyse unterzogen.

Ergebnisse: 28 Fälle mit Uterusruptur wurden identifiziert (0,001% der untersuchten Population), davon erhielten 22 Frauen eine sekundäre Sectio, 6 Frauen hatten eine vaginale Geburt mit postpartaler Diagnose. Im gesamten Patientenkollektiv zeigte sich einzig der Zustand nach Sectio als signifikanter Risikofaktor (adj. OR: 12,52, CI 95% 5,21 – 30,09). Die weiteren untersuchten Risikofaktoren wie Kristeller-Handgriff, Vakuumektraktion, Multiparität, Alter > 40, Terminüberschreitung, medikamentöse Einleitung, AP-Dauer > 2h, Kindsgewicht > 4 kg oder Plazentationsstörung zeigten keinen statistisch relevanten Einfluss auf das Rupturrisiko.

Hingegen waren im Kollektiv ohne vorgängige Sectio in der Anamnese (n = 19415) der Kristeller-Handgriff (adj. OR 5,22, CI 95% 1,07 – 25,55), Alter der Patientin > 40 (adj. OR: 4,77, CI 95% 1,44 – 15,85) und Plazentationsstörung (adj. OR 20,82, CI 95% 2,48 – 175,16) signifikante Risikofaktoren.

Schlussfolgerung: Bei Patientinnen mit Zustand nach Sectio caesarea ist das Uterusruptur-Risiko signifikant erhöht. Der Kristeller-Handgriff sollte aufgrund des erhöhten Rupturrisikos nur sehr zurückhaltend eingesetzt und bei zusätzlichen Risikofaktoren vermieden werden.