Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb02_19
DOI: 10.1055/s-0034-1388062

Hepatisch metastasiertes Kolonkarzinom in der Schwangerschaft

M Schneider 1, J Barinoff 1, C Bolling 2, CK Michel 1, I Bedei 3, S Reuter 4, M Thill 1
  • 1Markus Krankenhaus, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Frankfurt, Germany
  • 2Markus Krankenhaus, Medizinische Klinik I, Onkologie, Frankfurt, Germany
  • 3Klinikum Frankfurt Höchst, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Frankfurt, Germany
  • 4Klinikum Frankfurt Höchst, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Frankfurt, Germany

Fragestellung/Einführung: Jährlich gibt es in Deutschland ca. 73.000 neu diagnostizierte kolorektale Karzinome, die Inzidenz in der Schwangerschaft liegt bei 1: 50.000 bis 1: 100.000. Sie machen 2 – 8% der Neoplasien in der Schwangerschaft aus, damit liegen sie mit dem Ovarialkarzinom an sechster Stelle nach dem Mammakarzinom, hämatologischen und dermatologischen Neoplasien, dem Zervixkarzinom und Hirntumoren.

Methodik/Ergebnis: Es handelt sich um die Erstvorstellung einer 43-jährigen IVG IP Patientin in der 20. SSW in unserer Klinik in deutlich reduziertem Allgemeinzustand mit starken, rechtsseitigen Oberbauchschmerzen, reduziertem Ernährungszustand (BMI 20,4), Übelkeit, Obstipationsneigung und laborchemisch massiv erhöhten Transaminasen. Im Folgenden wurde die Diagnose eines synchron hepatisch metastasierten kolorektalen Adenokarzinoms, T4 NX M0, G2, gestellt. Konsensual wurde eine palliative Chemotherapie nach dem FOLFOX-6-Protokoll (5-FU, Folinsäure, Oxaliplatin) bis zur 35. SSW durchgeführt. Darunter kam es zu einer partiellen Remission. Nach dreiwöchiger Pause erfolgte die komplikationslose primäre Re-Sectio caesarea eines Knaben. Nach Abschluss des Wochenbettes wurde die Chemotherapie mit 5-FU/Fs und Bevacizumab fortgesetzt, die Patientin erhielt am 10.01.2014 den 10. Zyklus. 25 Monate nach Erstdiagnose ist die Erkrankung weiter regredient mit fast normwärtigem CEA.

Schlussfolgerung: Hepatisch metastasierte Kolonkarzinome in der Schwangerschaft sind selten, in der Literatur sind zwei Fälle beschrieben. Eine diagnostische Besonderheit bieten die unspezifischen Symptome wie abdominelle Schmerzen, Defäkationsbeschwerden, Anämie, Übelkeit und bei einer möglichen hepatischen Metastasierung der rechtsseitige Oberbauchschmerz. Dieser kann auch HELLP-Syndrom-assoziiert sein. Weiterhin liegt die Problematik in dem steigenden Alter der Primaparität mit erhöhter Inzidenz auf Karzinomerkrankungen.

Nach Diagnosestellung gilt es in interdisziplinärer Zusammenarbeit eine für Patientin und Fet optimale Therapie einzuleiten.