Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb02_16
DOI: 10.1055/s-0034-1388059

Synthese neuroaktiver Corticosteron-Metaboliten in foetalem Gewebe – eine endokrine Vorbereitung auf den Geburtsstress?

H Bühler 1, S Blum 1, IA Adamietz 2
  • 1Universitätsklinikum Marienhospital, Institut für Molekulare Onkologie, Strahlenbiologie und Experimentelle Strahlentherapie, Herne, Germany
  • 2Universitätsklinikum Marienhospital, Klinik für Strahlentherapie und Radio-Onkologie, Herne, Germany

Fragestellung: In der Literatur ist beschrieben, dass A-Ring reduzierte Progesteron-Derivate an den GABAA-Rezeptor binden und diesen aktivieren können ganz ähnlich wie Benzodiazepine oder Barbiturate. Sie wirken dadurch sedativ und anxiolytisch.

Unsere Untersuchungen an foetalem Gewebe unterschiedlicher Spezies zeigen, dass auch ein A-Ring-reduziertes Corticosteron-Derivat gebildet wird, dessen Konzentration zur Geburt stark ansteigt.

Methodik: Untersucht wurden per HPLC mit Radiomonitoring: Gliazellen von Hühnerembryonen, Organoidkulturen aus Rattenlungen und Homogenate verschiedener Kaninchen-Organe.

Ergebnis: Das A-Ring-reduzierende Enzym 5alpha-Reduktase steigt in foetalen Organen des Kaninchens zur Reife hin steil an und fällt unmittelbar nach der Geburt nahezu vollständig ab. Ein transienter und zwei stabile Corticosteron-Metaboliten wurden beobachtet, von denen einer identifiziert werden konnte. Dieser ist identisch mit Alphadolon, einem synthetischen Steroid mit hypnotischer und sedativer Potenz, das als Anästhetikum in der Tiermedizin eingesetzt wurde.

Schlussfolgerung: In foetalem Gewebe verschiedener Spezies wird also gegen Ende der Gestation ein neuroaktiver Steroid-Metabolit gebildet mit potentiell Stress-abschirmender Wirkung. Hierbei könnte es sich um einen physiologischen Mechanismus handeln, der Foetus und eventuell Mutter hilft, den Geburtsstress zu bewältigen.