Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb01_11
DOI: 10.1055/s-0034-1388035

Der präpartale maternale Fibrinogenwert ist ein Prädiktor für das Auftreten peripartaler Blutungen

F Pauly 1, C Bamberg 1, K Niepraschk von Dollen 1, L Mickley 1, A Henkelmann 1, W Henrich 1
  • 1Klinik für Geburtsmedizin Charité Campus Virchow Klinikum, Berlin, Germany

Fragestellung: Peripartale Blutungen (PPH) gehören zu den häufigsten maternalen Todesursachen. Auslöser sind u.a. Gerinnungsstörungen, wie die Hypofibrinogenämie. Die Fibrinogenkonzentration (FBK) zu Beginn einer PPH wurde als Prädiktor für den Schweregrad des Blutungsverlaufes beschrieben (Charbit). Die FBK wurde jedoch zum Zeitpunkt der Diagnosestellung einer manifesten PPH bestimmt. Ist die Senkung der FBK Ursache oder Folge der PPH? Korreliert die präpartale FBK mit der Höhe des peripartalen BV?

Methodik: Bei 960 Frauen erfolgte präpartal vor einer Spontangeburt die Bestimmung von BB und FBK. Ab der Plazentaperiode wurde der BV durch ein Blutmesssystem gemessen.

Ergebnis: Der präpartal bestimmte Hb-Wert aller Patientinnen lag im Mittel bei 11,9 g/dl. Die Änderung des Hb-Wertes von prä- zu postpartal lag im Durchschnitt bei 1,0 g/dl. Der Median des gemessenen BV (n = 710) lag bei 250 ml. Bei 11% der Patientinnen lag der BV über 500 ml und in 3% über 1000 ml.

Der Median der präpartalen FBK lag bei 4,7 g/l. Es zeigte sich eine signifikante Korrelation zwischen präpartal gemessener FBK und dem peripartalen BV (p = 0,01). Bei Patientinnen mit einem BV von über 1000 ml lag der Median der präpartalen FBK signifikant niedriger, als bei Frauen mit einem BV von unter 1000 ml (4,5 g/l vs. 4,9 g/l; p = 0,02).

Schlussfolgerung: Die präpartale FBK korreliert signifikant mit der Höhe des peripartalen BV. Eine niedrige präpartale FBK scheint ein Risikofaktor für PPH zu sein. Im Gegensatz zu Charbit wurde gezeigt, dass nicht erst zum Zeitpunkt einer manifesten PPH, sondern bereits ein erniedrigter präpartaler Fibrinogenwert auf das Risiko einer PPH hinweisen kann.