Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb01_06
DOI: 10.1055/s-0034-1388030

Therapie mit niedermolekularem Heparin beeinflusst Immunantwort bei Schwangeren mit angeborener Thrombophilie

L Luley 1, 2, A Schumacher 2, MJ Mulla 3, D Franke 4, VM Abrahams 3, SD Costa 1, AC Zenclussen 2
  • 1Universitätsfrauenklinik Magdeburg, Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg, Germany
  • 2Experimentelle Gynäkologie und Geburtshilfe, Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg, Germany
  • 3Department of Obstetrics, Gynecology and Reproductive Sciences, Division of Maternal-Fetal Medicine & Reproductive Immunology Unit, Yale University, New Haven, United States
  • 4Hämostaseologe, Magdeburg, Germany

Angeborene Thrombophilien sind mit Schwangerschaftskomplikationen wie Spontanaborten, Präeklampsie und fetaler Wachstumsretardierung assoziiert. Ursachen sind neben plazentar-thrombotischen Ereignissen vermutlich auch weitere, hiervon unabhängige Mechanismen. Zur Reduktion dieser Komplikationen wird eine prophylaktische Therapie mit niedermolekularem Heparin (NMH) diskutiert. Um mögliche Mechanismen einer NMH-Therapie aufzudecken, untersuchten wir den Einfluss von NMH auf anti-apoptotische und anti-inflammatorische Kaskaden sowie auf schwangerschaftsbegünstigende Mechanismen wie die Bildung regulatorischer T-Zellen (Tregs).

Wir analysierten Blutproben Schwangerer mit angeborener Thrombophilie mit (n = 35) oder ohne (n = 33) NMH-Therapie sowie gesunder Schwangerer (n = 28). Nach Isolation peripherer mononukleärer Zellen erfolgte mittels Durchflusszytometrie die Identifikation der Treg-Anzahl anhand der Oberflächenantigene CD4 und Foxp3. Desweiteren verpaarten wir Weibchen eines Faktor-V-Leiden-Mutation-Mausmodells mit BALB/c Männchen. Trächtige Weibchen erhielten eine tägliche Enoxaparin- oder PBS-Injektion (Kontrolle). Neben der Treg-Anzahl wurden pro- und anti-inflammatorische Zytokine mittels q-RT-PCR sowie die Caspase-3-Aktivität mithilfe eines Aktivitätsassays bestimmt.

Die NMH-Therapie Schwangerer mit Thrombophilie erhöhte im 2. und 3. Trimester die Treg-Anzahl im Vergleich mit thrombophilen Schwangeren ohne Therapie und mit gesunden Schwangeren signifikant. Die Treg-Menge der behandelten Schwangeren erreichte die gesunder Schwangerer. Diese Ergebnisse ließen sich im Mausmodell bei homozygoten Weibchen im Vergleich mit ihren PBS-Kontrollen bestätigen. Hiermit einhergehend zeigte sich ein signifikanter Anstieg der IL10-mRNA-Menge in der Dezidua. Desweiteren war die Caspase-3-Aktivität in den Plazenten behandelter Tiere reduziert.

Diese Daten geben Hinweis auf einen Einfluss einer NMH-Therapie auf anti-apoptotische und anti-inflammatorische Kaskaden in trächtigen Mausweibchen mit Faktor-V-Leiden-Mutation. Zusätzlich erhöht eine NMH-Therapie sowohl im Menschen als auch im Mausmodell die Treg-Anzahl – ein Umstand, der den möglichen Nutzen einer NMH-Therapie bei thrombophilen Schwangeren erklären könnte.