Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Endo04_08
DOI: 10.1055/s-0034-1388014

Höhergradige Mehrlinge: ein Problem der Reproduktionsmedizin?

R Gomez 1, C Görg 1, K Bockmeyer 2, R Seufert 1, C Skala 1
  • 1Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Frauenklinik Kinderwunschzentrum, Mainz, Germany
  • 2Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Frauenklinik, Mainz, Germany

Höhergradige Mehrlinge gelten als Hauptkomplikation von reproduktionsmedizinischen Prozeduren und stellen erhebliche Ansprüche an eine Institution die sich mit solchen Problemen befasst. Unklar ist, wie hoch das Aufkommen genau, und welchen Anteil aus reproduktionsmedizinischen Prozeduren entstanden ist. Zwischen 1980 und 2009 wurden in unsere Institution insgesamt 48 Drillings- und 4 Vierlingsgeburten retrospektiv analysiert. Von den höhergradigen Mehrlingschwangerschaften entstanden 40,5% durch eine IVF, 21,6% durch eine ICSI und 30% durch Clomifencitrat zur Konzeptionsoptimierung. Von den Vierlingschwangerschaften stammte nur eine aus einem ICSI-Verfahren in einem reproduktionsmedizinisches Zentrum. Die anderen 3 entstanden durch die ovulationsinduzierte Stimulation mit Clomifencitrat beim niedergelassenen Frauenarzt. Die Sectio rate lag bei 94%, im Vergleich zur 71% im Geminikollektiv und 37% der Einlingsgravidität (davon 73% primäre und 27% sekundäre Sectio). Im höhergradigen Mehrlingskollektiv ergab sich für 158 Neugeborene ein mittleres Geburtsgewicht von 1551 g (s = 443 g) (450 – 2400 g). Höhergradige Mehrlinge waren im Mittel 903 g leichter als Gemini und 1776 g leichter als Einlinge. Im Durchschnitt waren die Kinder 49 Tage (3 – 172) stationär, davon 13,5 Tagen in der Intensivstation (1 – 172). Im Vergleich verblieben Geminikinder nur 21,5 Tage stationär (5 – 77), davon 3 Tage in der Intensivstation (1 – 38). Von 156 auswertbaren Fällen (140 Drillinge, 16 Vierlinge) verstarben 11 der Kinder, was für eine Gesamtsmortalitätrate von 7,05% ergibt. Höhergradige Mehrlinge erfordern eine Fülle von Ressourcen und stammen in etwa 30% der Fälle aus unkontrollierten Polyovulationen mittels Clomifenstimulation außerhalb eines reproduktionsmedizinischen Zentrums. Hier ergänzt sich die Notwendigkeit besserer Indikationsstellung, Zyklusmonitoring sowie im Zweifelsfall die Möglichkeit des Stimulationsabbruchs um iatrogene Mehrlingsschwangerschaften zu vermeiden.