Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Endo04_04
DOI: 10.1055/s-0034-1388010

CD9-positive Mikropartikel in Follikelflüssigkeit – ein möglicher Einfluss auf das Reproduktionsgeschehen?

C Franz 1, 2, R Nieuwland 3, M Montag 1, 4, AN Böing 3, N Hajji 3, T Strowitzki 1, B Toth 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Heidelberg, Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen, Heidelberg, Germany
  • 2Uniklinik der RWTH Aachen, Abteilung für Gynäkologie und Geburtsmedizin, Aachen, Germany
  • 3Academisch Medisch Centrum Amsterdam, Laboratorium für Experimentelle Klinische Chemie, Amsterdam, Netherlands
  • 4iLABCoMM GmbH, Brühl, Germany

Fragestellung: Studien haben gezeigt, dass Mikropartikel (MP) in verschiedenen Körperflüssigkeiten nachgewiesen werden können und für unterschiedliche Prozesse von Bedeutung sind. Unsere Arbeitsgruppe konnte erstmals MP in humaner Follikelflüssigkeit (FF) nachweisen, bisher konnte jedoch nur ein kleiner Teil dieser MP subtypisiert werden. In der aktuellen Studie wurden weitere Oberflächenmarker analysiert und eine mögliche (patho-)physiologische Rolle follikulärer MP untersucht.

Methodik: Im Rahmen einer kontrollierten Stimulationsbehandlung wurden IVF/ICSI-Patientinnen in die Studie eingeschleust. Die FF wurde zentrifugiert und bei -80 °C gelagert. Nach dem Auftauen wurden MP wie zuvor beschrieben isoliert, mit Annexin-V-FITC und PE-markierten Antikörpern (anti-CD9, -CD24, -HSP70, -L1CAM) inkubiert und im Durchflusszytometer bestimmt. Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS für Windows (p ≤0,05 signifikant).

Ergebnis: Das Durchschnittsalter der Patientinnen betrug 32,1 ± 5,7 Jahre (Mittelwert ± Standardabweichung), der mittlere BMI lag bei 24,0 ± 3,8 kg/m2. Präinterventionell wurden TSH-Werte (1,8 ± 0,6 mU/l), AMH-Werte (3,5 ± 1,8 ng/ml) und FSH-Werte (4,6 ± 9,4 U/l) gemessen. Zur Stimulation wurden FSH-Gesamtdosen von 1475,0 ± 400,4 IE eingesetzt. Die größte Fraktion follikulärer MP wurde mit 35% von CD9-positiven MP gestellt. Die Detektion weiterer Antigene gelang jeweils nur für ≤1% der MP. Zusammenhänge der MP-Konzentration zu Patienten- oder Behandlungsparametern fanden sich nicht.

Schlussfolgerung: Ob CD9-positive MP in FF von der Oozyte selbst oder den sie umgebenden Granulosazellen freigesetzt werden, ist Gegenstand aktueller Untersuchungen. Die bekannte Bedeutung von CD9 für die Spermium-Eizell-Interaktion sowie deren Implantation und Hinweise auf eine Bedeutung im Rahmen der Follikelreifung legen nahe, dass die hier beschriebenen CD9-positiven MP eine Rolle im Rahmen der Reproduktion spielen können. Um dies weiter zu untersuchen, sind in-vitro-Versuche geplant.