Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Endo02_01
DOI: 10.1055/s-0034-1387971

Nutzen der Time-Lapse Technologie zur Identifizierung von befruchteten Eizellen mit einem zeitlich diskordant auftretenden 3. Vorkern (Pronukleus)

L Sela 1, S Mittenzwei 1, N Rogenhofer 1, K Friese 1, CJ Thaler 1, V von Schönfeldt 1
  • 1Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität, Hormon- und Kinderwunschzentrum, München, Germany

Fragestellung: Im Vorkernstadium verfügen regulär befruchtete Eizellen über 2 Pronuklei; das Auftreten von 3 oder mehr Pronuklei kann auf eine Diploidität der Eizelle zurückgehen. Üblicherweise haben Vorkernstadien mit 3 oder mehr Pronuklei keinen euploiden Chromosomensatz und werden deswegen nicht transferiert. Um mittels Time-Lapse Technologie zu überprüfen, ob eine sichere Identifikation von solchen irregulär befruchteten Eizellen auch mit einer einzelnen Kontrolle zu einem festen Zeitpunkt immer gewährleistet ist, haben wir die Synchronizität beim Auftreten aller Vorkerne untersucht.

Methodik: In einer retrospektiven Analyse wurden der Zeitpunkt des Auftretens und des „Fadings“ aller Vorkerne in irregulär befruchteten Eizellen (n = 31) mittels Time-Lapse Technologie untersucht. Zudem wurden erste Furchung, Anzahl der Blastomere an Tag 3, Kompaktions- und Blastulationswahrscheinlichkeit ausgewertet.

Ergebnis: In 48,4% aller irregulär befruchteten Eizellen traten alle Vorkerne gleichzeitig auf. In 51,6% trat der dritte Vorkern jedoch später auf (> 1Std: 41,9%, > 5Std: 9,7%). 36,4% wiesen eine reguläre erste Furchung auf und hatten mindestens 8 Blastomere an Tag 3. Bei Kultur bis zum 5. Tag, zeigten 33,3% eine Kompaktierungs-Tendenz bis hin zu einer vollständigen Expansion der Blastocysten.

Schlussfolgerung: Ohne Anwendung der Time-Lapse Technologie wäre in unserer Kohorte etwa die Hälfte der irregulär befruchteten Eizellen zunächst unentdeckt geblieben, da der zusätzliche Vorkern nicht zeitgleich mit den anderen, sondern zum Teil mit erheblicher Verzögerung auftrat. Da irregulär befruchtete Eizellen durchaus normale Morphologien am 2./3. und sogar 5. Entwicklungstag aufweisen können, erscheint eine kontinuierliche Dokumentation der frühen Embryonalentwicklung von Vorteil. Eine sichere Identifizierung irregulär befruchteter Eizellen ist unabdingbar, um den Transfer von Embryonen mit aberrantem Chromosomensatz zu vermeiden.