Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Endo01_09
DOI: 10.1055/s-0034-1387960

Immunologische Profile bei Patientinnen mit idiopathischer habitueller Abortneigung

RJ Kuon 1, J Schaumann 1, T Goeggl 2, T Strowitzki 2, M Sadeghi 3, H Fluhr 1, V Daniel 3, B Toth 2
  • 1Universität Heidelberg, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Heidelberg, Germany
  • 2Universität Heidelberg, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Heidelberg, Germany
  • 3Universität Heidelberg, Transplantationsimmunologie, Heidelberg, Germany

Fragestellung: Immunologische Aspekte sind bei der Diagnose und Behandlung idiopathischer habitueller Aborte (iRM) von besonderer Bedeutung. Ziel dieser Studie ist die Detektion immunologischer Parameter bei iRM Patienten, die als mögliche Angriffspunkte einer Therapie dienen.

Methodik: Nach einer standardisierten Diagnostik wurden 97/220 RM Patienten für diese prospektive Fall-Kontroll-Studie identifiziert und mit einer Kontrollgruppe von 31 gesunden Frauen verglichen. Lymphozytensubpopulationen, Zytokine und Neopterin wurden unter Verwendung von FACS, ELISA und Luminex-Technik bestimmt. Die in-vitro-Proliferation wurde mit einem Lymphozytentransformationstest mit verschiedenen Mitogenen und gepoolten allogenen Stimulatorzellen untersucht.

Ergebnis: Patienten (iRM) zeigten signifikant höhere Anteile an aktivierten CD3+DR+ (p = 0,007) und CD4+DR+ (p = 0,006) Lymphozyten und eine niedrigere in-vitro Lymphozytenstimulation mit Phytohaemagglutinin (PHA, p = 0,007) als Kontrollen. Patienten mit höheren Anteilen an CD3+DR+ Lymphozyten zeigten zudem eine höhere Absolutzahl von CD3+DR+ T-Zellen (p < 0,001), eine höhere relative und absolute Anzahl der CD4+DR+ und CD8+DR+ T-Lymphozyten (p < 0,001), höhere Anteile von CD8+ T-Lymphozyten (p = 0,005), geringere relative und absolute Anzahl der CD16+CD56+ NK-Zellen (p = 0,026, p = 0,002), geringere absolute Zahl der CD45+ Gesamt-Lymphozyten (p = 0,009), CD19+ B-Zellen (p = 0,014), und CD3+CD25+ T-Zellen (p = 0,004) sowie eine niedrigere in-vitro-Lymphozytenproliferation mit Pokeweed-Mitogen (PWM, p < 0,001), PHA (p = 0,012), Concanavalin A (ConA, p = 0,021), anti-CD3-monoklonalen Antikörper (anti-CD3-mAb, p = 0,002) und gepoolt allogenen Stimulatorzellen (p = 0,005).

Schlussfolgerung: Patienten mit ≥3 iRM haben höhere CD3+DR+ und CD4+DR+ T-Zellen im peripheren Blut, welche eine reduzierte Stimulierbarkeit aufweisen. Diese Patienten zeigen eine geringere IL-2-Rezeptor (CD25)-Expression auf CD3+ T-Zellen in vivo, höhere IL-10-Plasmaspiegel und eine niedrigere Gesamtzahl der Lymphozyten, NK-Zellen und B-Lymphozyten. Diese immunologische Störung könnte zur Pathogenese von RM beitragen.