Psychiatr Prax 2015; 42(03): 167
DOI: 10.1055/s-0034-1387624
Mitteilungen der BDK
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Mitteilungen aus der Bundesdirektorenkonferenz (BDK)

Gerhard Längle
1   Tübingen/Bad Schussenried
,
Thomas Pollmächer
2   Ingolstadt
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Publication Date:
08 April 2015 (online)

Nachruf: Prof. Dr. med. Klaus Böhme

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Prof. Dr. med. Klaus Böhme (Foto: Soenke Dwenger).

Geboren am 4. Oktober 1935 in Frankfurt/M., studierte Klaus Böhme in den Jahren 1956 – 1961 in Köln und Kiel Medizin und promovierte 1961. Es folgten 1968 seine Anerkennung als Facharzt in Lübeck und 1971 die Habilitation für Psychiatrie und Neurologie in Kiel. Hier wirkte er bis 1975 als Leitender Oberarzt und baute nebenamtlich eine sozialtherapeutische Abteilung für Frauen im Justizvollzug auf. 1975 wechselte er als Leiter der Psychiatrischen Poliklinik an die Heidelberger Universitätspsychiatrie, leitete ab 1977 die Sektion für Suizidforschung und wurde 1979 zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Im selben Jahr trat er in Hamburg das Amt des Ärztlichen Direktors am damaligen Allgemeinen Krankenhaus Ochsenzoll an, heute Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll, das er in geschäftsführender Funktion bis 1998 wahrnahm.

Die Suizidforschung war nicht nur ein bestimmendes Thema seiner wissenschaftlichen Arbeiten, sondern zentrales Engagement als Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention in den Jahren 1982 – 1986 und in der Leitung des 1991 in Hamburg veranstalteten Kongresses der International Association for Suicide Prevention. Als Vorsitzender der Bundesdirektorenkonferenz BDK gab er der Krankenhauspsychiatrie in Deutschland in den Jahren 1983 – 1987 ein erkennbares Profil auf dem Weg vom Übergang der Psychiatriereformen in die Versorgungspraxis, so förderte er frühzeitig den flächendeckenden Aufbau der Institutsambulanzen in Deutschland und die Entwicklung der Abteilungspsychiatrie.

In Hamburg trieb er die Gründung dezentraler psychiatrischer Abteilungen und die Schaffung belastbarer Nachsorgestrukturen voran. Besonderes Anliegen war ihm eine lebendige Gedenkkultur in Erinnerung an die Opfer der NS-Psychiatrie. Sein Wirken in der Freien und Hansestadt Hamburg reichte weit über sein Krankenhaus hinaus. Er sorgte gegenüber Politik und Öffentlichkeit für Glaubwürdigkeit und Ansehen der Psychiatrie, stets im Kontakt mit der somatischen Medizin, und er setzte sich für Verbesserungen der Gemeindepsychiatrie und eines therapeutischen Maßregelvollzugs ein. Der Hamburger Senat ehrte ihn im Jahr 1999 mit einer Medaille. Er war ein integrativer, verständnisvoller und ermutigender Lehrer, Kollege und ein Krankenhausmanager im besten Sinne des Wortes. Nicht zuletzt schätzte und förderte er die kreative Arbeit von Patienten und ermöglichte wichtige Kunstprojekte. Viele heute selbstverständliche Versorgungsstrukturen gehen mit auf sein Wirken zurück.

Klaus Böhme hinterlässt als zentraler Exponent der Suizidprävention und einer modernen, humanen Krankenhauspsychiatrie in Deutschland bleibende Erinnerungen. Er pflegte seine beruflichen Freundschaften über lange Jahre und blieb ein hoch geschätzter Ratgeber. Klaus Böhme verstarb am 12. Januar 2015 in Hamburg.

Andreas Spengler

Thomas Pollmächer