Gesundheitswesen 2014; 76 - A215
DOI: 10.1055/s-0034-1387065

Bankspezifische Belastungen sowie gesundheitliche Beeinträchtigungen bei Bankmitarbeitern

C Wernecke 1, I Böckelmann 1, B Thielmann 1
  • 1Otto-von-Guericke-Universität Medizinische Fakultät Bereich Arbeitsmedizin, Magdeburg

Einleitung/Hintergrund: Laut Angaben des Stressreports 2012 gehören die Mitarbeiter der Finanz- und Versicherungsbranche zu den Berufsgruppen mit hohen psychischen Belastungen [1]. Darüber hinaus ist dem Fehlzeiten-Report 2013 zu entnehmen, dass insbesondere im Bank- und Versicherungsgewerbe Arbeitsunfähigkeit – bedingt durch psychische und psychosomatische Erkrankungen – einen immer größer werdenden Stellenwert einnehmen [2]. Um bei der Bewältigung und Prävention dieser ernstzunehmenden Problematik gezielt anzusetzen, war das Ziel dieser Studie, Arbeitsbelastungen sowie körperliche, psychische und sozial-kommunikative Beeinträchtigungen zu erfassen. Im Rahmen der Gesamtstudie wurden Beanspruchung und Erholungsfähigkeiten sowie das Vorhandensein von Copingstrategien eruiert.

Daten/Methodik: An den Untersuchungen nahmen 57 Bankangestellte (43,0 ± 9,4 Jahre) aus Sachsen-Anhalt teil. Davon befanden sich 46 Angestellte in nichtleitenden Positionen (42,4 ± 9,4 Jahre) und 11 waren in leitenden Positionen (45,2 ± 9,6 Jahre) tätig. Die Datenerhebung umfasste eine Reihe von arbeitspsychologischen Fragebögen. An dieser Stelle können lediglich ausgewählte Ergebnisse aus zwei Fragebögen vorgestellt werden. Bei dem Fragebogen bezüglich bankspezifischer Belastungen trafen die Probanden Aussagen zur beruflichen Situation und den Arbeitsbedingungen in ihrer Bank sowie zur Stärke der Belastung des jeweiligen Aspekts. Außerdem mussten die Probanden im Fragebogen für körperliche, psychische und soziale Symptome (KOEPS) zu diversen Sachverhalten Stellung nehmen [3].

Ergebnisse: Hinsichtlich der bankspezifischen Belastungsfaktoren zeigten sich zwischen leitenden und nichtleitenden Bankangestellten insgesamt wenig signifikante Unterschiede. Lediglich bei den Befragungen zum „Teammanagement“ (p = 0,013), den „klimatischen Bedingungen am Arbeitsplatz“ (p = 0,007) und dem „Zustand der Büromöbel“ (p = 0,042) ergaben sich Differenzen. Bei allen anderen Parametern, wie beispielsweise der „schlechten Kommunikation zwischen den Abteilungen“ und dem „Druck von oben“ wurde die Belastungsstärke sowohl von Angestellten in leitenden Positionen als auch von denen, in nichtleitenden Positionen in ähnlichem, hohen Maße beschrieben. Dies gilt ebenso für die Belastungsfaktoren „Zielvorgaben“ und „steigendes Misstrauen bei der Beratung“. Der KOEPS-Fragebogen brachte für die beiden Untergruppen von Bankangestellten in keiner der Dimensionen signifikante Unterschiede hervor: So ergab beispielsweise die KOEPS-Dimension „Psychische Beeinträchtigung“ für die Nichtleitenden einen Mittelwert der Stanine von 5,9 ± 1,5 und für die leitenden Angestellten von 4,9 ± 1,2.

Diskussion/Schlussfolgerung: Insgesamt konnte in der Studie gezeigt werden, dass sowohl bei Bankangestellten in leitenden als auch bei denen, in nichtleitenden Positionen annähernd gleiche Arbeitsbelastungen vorliegen. Auch die körperliche, psychische und sozial-kommunikative Beeinträchtigung beider hier untersuchter Untergruppen sind vergleichbar. Der steigende Wettbewerbsdruck in der Finanzbranche macht sich nicht selten bei den einzelnen Angestellten bemerkbar. Im extremsten Fall führen psychische Belastungen bis zur Arbeitsunfähigkeit. Für die Banken ergibt sich das Gegenteil der gewünschten Situation: Das Personal als kostbare Ressource zur Erreichung der Unternehmensziele fällt aus und verursacht Kosten durch Fehlzeiten. Auch Krankenkassen und gesetzliche Unfallversicherungen haben großes Interesse, die Kosten für Lohnfortzahlung bei Krankschreibung und Behandlung von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen zu senken. In diesem Zusammenhang kommt der Erfassung von arbeitsbezogenen psychischen Belastungen eine Schlüsselrolle zu. Nur so können Gefahren aufgedeckt und behoben werden, Ressourcen gestärkt und rechtzeitig Präventionsmaßnahmen eingeleitet werden.