Gesundheitswesen 2014; 76 - A201
DOI: 10.1055/s-0034-1387051

„Du und ich ohne Rauch (DORA)“ – Ergebnisse der Implementation eines Kurzberatungsangebots in Schwangerschaftsberatungsstellen Mecklenburg Vorpommerns

S Ulbricht 1, F Weymar 1, C Fehlhaber 1, K Bruss 1, S Tobschall 1, U John 1
  • 1Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald

Hintergrund: Es fehlt an systematisch und proaktiv umgesetzten Ansätzen Raucherinnen und Raucher zum Rauchstopp zu beraten, insbesondere in Hochrisikogruppen. Eine solche Gruppe sind Schwangere. Kurzberatungsansätze in der Schwangerschaft haben sich als wirksam erwiesen, um Frauen zum Rauchstopp bzw. zur Reduktion des Tabakkonsums zu motivieren. Schwangerschaftsberatungsstellen (SBS) sind zentrale Anlaufpunkte, v.a. für sozial benachteiligte Frauen, um soziale und finanzielle Unterstützung nachfragen. Da der Anteil an Frauen, die während der Schwangerschaft rauchen, stark vom sozialen Gradienten abhängig ist, wird vermutet, dass SBS ein geeigneter Zugangsweg sind, um rauchende Schwangere mit einem Kurzberatungsangebot zu erreichen. Das Projekt DORA (Laufzeit: 12/2012 – 12/2014) untersucht 1. die Bereitschaft von SBS ein solches Beratungsangebot zu implementieren sowie 2. die Kurzberatungsaktivität über einen Zeitraum von sechs Monaten in SBS, die Interesse an einer Projektteilnahme haben

Methode: Das Angebot, sich in halbtägigen Workshops mit der Beratung zur Beendigung des Tabakrauchens Schwangerer gemeinsam mit zwei Projektmitarbeiterinnen zu beschäftigen, wurde allen 39 SBS Mecklenburg – Vorpommerns per Email zur Kenntnis gegeben. Es wurde darum gebeten, bei Interesse telefonisch bzw. per Email Kontakt aufzunehmen. Es wurden 10 Workshops durchgeführt. Inhaltliche Schwerpunkte waren die Vermittlung von Wissen zum Thema Tabakrauchen, die Einführung in Grundlagen motivierender Gesprächsführung, die Implementation des Ansatzes in die Arbeit der SBS sowie die Einführung in die Dokumentation realisierter Kurzberatungen. Über einen Zeitraum von sechs Monaten wurden die SBS monatlich telefonisch oder per email kontaktiert. Neben der Reflektion der Beratungsaktivität ging es in den Kontakten darum, über Erfahrungen mit dem Kurzberatungsansatz ins Gespräch zu kommen. Über Ergebnisse der Beratungsaktivität in den SBS werden alle teilnehmenden Beratungsstellen fortlaufend informiert.

Ergebnisse: Von 39 SBS nahmen 28 (71,8%) am Projekt teil. In 24 SBS sind die Workshops und die 6-monatige Kontaktphase abgeschlossen. Die Dokumentation realisierter Beratungsangebote wird von 11 dieser SBS weiterhin fortlaufend genutzt

Bislang erhielten in den 28 SBS 629 schwangere Frauen das Angebot einer Kurzberatung (Stand: 01.04.2014, MW= 22, Min = 3, Max= 78). Von diesen nahmen 96,5% (n = 607) gegenwärtige bzw. frühere rauchende sowie nichtrauchende Frauen das Angebot in Anspruch. Die beratenen Frauen waren im Mittel 27 Jahre alt (SD= 5,05), 24,3% tägliche und 5,8% seltener als tägliche Raucherinnen. Bei den früheren Raucherinnen lag der Rauchstopp bei 14,2% weniger als sechs Monate zurück. Von 493 Frauen (82%), in fester Partnerschaft lebend, gaben 54% an, dass der Partner raucht. Rauchen in Wohnräumen war bei 21% (n = 127) der beratenen Frauen gestattet.

Schlussfolgerungen: Die Implementation eines Kurzberatungsansatzes zur Rauchfreiheit in SBS konnte mit einer Teilnahmerate von 71,8% der adressierten SBS umgesetzt werden. Das Interesse von nahezu allen, in den Beratungsstellen angesprochenen schwangeren Frauen am Kurzberatungsangebot teilzunehmen und die hohe Rate rauchender bzw. erst seit kurzem tabakrauchabstinenter Frauen zeigen die Bedeutung von SBS als Zugangsweg zu dieser Hochrisikogruppe. Das Angebot eines proaktiven Beratungsansatzes bei gleichzeitig extrem niedrigen Kosten erwies sich als erfolgreich.