Gesundheitswesen 2014; 76 - A192
DOI: 10.1055/s-0034-1387042

Evaluationsergebnisse zur Implementierung von Regionalen Gesundheitskonferenzen in drei bayerischen Modellregionen

K Stühler 1, A Hollederer 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Nürnberg

Hintergrund: Im Rahmen eines Modellprojektes werden Regionale Gesundheitskonferenzen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, in Stadt und Landkreis Bamberg und im Planungsverband Südostoberbayern von Mitte 2013 bis Ende 2014 erprobt. Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege ist Auftraggeber des Projektes, welches vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) wissenschaftlich begleitet wird. Gesundheitskonferenzen bieten eine Struktur um größere Verantwortung in Planung und Gestaltung des Gesundheitswesens vor Ort wahrzunehmen. Das fachlich kompetente Gremium der Gesundheitskonferenz setzt sich aus regionalen Akteuren des Gesundheitswesens zusammen und identifiziert Bedarf und Gesundheitsprobleme der Region. Zur intensiveren Bearbeitung der ausgewählten Themen werden Arbeitsgruppen gebildet. Durch anschließende Maßnahmen und intensivierte Kooperation der Akteure soll das Ziel einer verbesserten wohnortnahen Versorgung realisiert werden. Eine Geschäftsstelle koordiniert und unterstützt die Arbeit der Gesundheitskonferenz. Im Laufe der Modellphase sollen in jeder Region drei Sitzungen der Regionalen Gesundheitskonferenzen zu Konstituierung, Assessment und Maßnahmenentwicklung stattfinden.

Methodik: Für die Evaluierung der Strukturen und Prozesse in der Implementierungsphase werden verschiedene Erhebungsinstrumente eingesetzt. Anhand von Fragebögen für die Geschäftsstellenleiter und Sitzungsprotokollen werden Inhalte, Teilnehmerstruktur, Interaktionen und Atmosphäre der Gremien erfasst. Merkmale zur Strukturqualität wurden anhand eines weiteren Fragebogens erhoben. Zusätzlich finden eine teilnehmende Beobachtung der Sitzungen durch das LGL und ein strukturierter Austausch zwischen den Geschäftsstellenleitern und dem LGL statt.

Ergebnisse: In allen drei Modellregionen konnte relativ schnell eine Gesundheitskonferenz institutionalisiert werden. Die Geschäftsstellen wurden mit der nötigen Infrastruktur bei der kommunalen Selbstverwaltung eingerichtet. Die Geschäftsstellenleiter beurteilen ihre Arbeitsbedingungen mit gut bis sehr gut. Der Vorsitz der Gesundheitskonferenzen liegt beim Landrat. Die Teilnahmebereitschaft an den konstituierenden Sitzungen war sehr hoch. Vertreter folgender Akteursgruppen nahmen in allen drei Modellregionen teil: 1. zuständiger Stadt-/Landrat und öffentlicher Gesundheitsdienst, 2. ambulante Versorgung, 3. stationäre Versorgung, 4. Sozialversicherungsträger und 5. weitere gesundheitsbezogene Organisationen. Es beteiligten sich zwischen 22 bis 37 Personen. Zwei Modellregionen verabschiedeten eine Geschäftsordnung. Aus Sicht der Geschäftsstellenleiter herrschte eine konstruktive Atmosphäre mit variierendem Beteiligungsgrad. Abgesehen von vereinzelten Konflikten zwischen den Teilnehmern waren keine generellen Widerstände gegen das Projekt der Gesundheitskonferenzen zu beobachten. Bedarfe und Problemlagen wurden während der Sitzung priorisiert und zum Teil durch vorab versendete Fragebögen an die eingeladenen Akteure erfasst. Bereits nach den ersten Sitzungen wurden Schwerpunkte für die Arbeit der Gesundheitskonferenzen festgelegt, wobei die ambulante ärztliche Versorgung in allen drei Modellregionen ein Hauptthema darstellt. In Südostoberbayern werden dazu in Arbeitsgruppen auf Landkreisebene der Zuschnitt der Versorgungsbereiche sowie mögliche Maßnahmen der Kommune bearbeitet. Weitere Themen sind Bereitschaftsdienst, Schnittstelle ambulant-stationär und psychotherapeutische Versorgung. Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen gibt es neben der Arbeitsgruppe für die Sicherung der ärztlichen Versorgung noch weitere Arbeitsgruppen zu Palliativversorgung und Hospiz, Patientenwegweiser und Überleitungsmanagement.

Diskussion und Ausblick: Aufgrund der hohen Teilnahmebereitschaft der eingeladenen Akteure kann auf eine große Akzeptanz der Gesundheitskonferenzen geschlossen werden. Die unterschiedlichen Regionalbezüge und damit verbundene divergierende Zuständigkeiten führen zu heterogenen Herangehensweisen und Entwicklungen, beispielsweise bei der Auswahl der zu integrierenden Akteure. Eine Befragung der Teilnehmer ist in den jeweiligen Gesundheitskonferenzen zum Abschluss der Modellphase geplant. Die Erkenntnisse, die im Rahmen der Begleitevaluation gewonnen werden, fließen abschließend in einen Handlungsleitfaden ein, der weitere Regionen bei der Einführung von Regionalen Gesundheitskonferenzen unterstützen kann.