Welche Kosten verursachen Übergewicht und Adipositas im Kindesalter?

Problem: Im Gegensatz zu den Kosten von Adipositas im Erwachsenenalter sind die langfristigen Kosten von Adipositas im Kindesalter für Deutschland nicht bekannt, obwohl viele Studien zeigen, dass adipöse Kinder langfristig eine 30 – 40% erhöhte Mortalität haben [1].

Fragestellung: Das Ziel der vorliegenden Studie war die inzidenzbasierte Berechnung der gesellschaftlichen Kosten von Adipositas im Kindesalter über die Lebensspanne hinweg.

Daten-Methodik: In einem zweiphasigen Markov-Modell wurde in Phase 1 über einen Zeitraum von 3 – 17 Jahren die Verteilung einer Kohorte über die BMI Kategorien Normalgewicht, Übergewicht und Adipositas in Einjahreszyklen modelliert. Zu Beginn der Phase 2 des Markov-Modells befanden sich die Kohortenmitglieder in zwei BMI-Kategorien (normalgewichtig über die gesamte Kindheit; übergewichtig oder adipös zu einem Zeitpunkt der Kindheit). Von dort aus wurden mittels zweier weiterer Markovmodelle die direkten Zusatzkosten über die Lebensspanne (18 – 75 Jahre) simuliert. Der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) sowie der Mikrozensus 2009 lieferten die epidemiologischen Modellparameter. Kostenangaben wurden über eine systematische Literaturrecherche identifiziert.

Ergebnisse: Eine Vorgeschichte von Adipositas im Kindesalter führt zu 3 – 4,5-fach erhöhten indirekten Lebensspannen-Kosten (3% diskontierte Kosten Männer: 4.206 EUR; Frauen: 2,442 EUR). Die geschlechts- und alterspezifischen Transitionswahrscheinlichkeiten von Übergewicht zu Adipositas waren enorm hoch in der Kindheit, wobei die Mehrzahl der dann adipösen Kinder bis ins Erwachsenenalter hinein adipös blieb.

Diskussion/Fazit: Diese Ergebnisse bestätigen, dass die Kindheitsjahre ausschlaggebend scheinen für die Reduktion der gesellschaftlichen Kosten von Adipositas. Das von uns entwickelte Markov-Modell könnte ein Ausgangspunkt für die Evaluation der Kosteneffektivität von Interventionen zur Prävention von Übergewicht im Kindesalter sein.