Gesundheitswesen 2014; 76 - A171
DOI: 10.1055/s-0034-1387021

Familiäre Risiko- und Schutzfaktoren für Entwicklungsgefährdungen im Jugendalter valide erfassen

H Schwendemann 1, H Kuttler 2, EM Bitzer 1
  • 1Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg
  • 2Villa Schöpflin, Lörrach

Hintergrund: Unter dem Paradigma der Salutogenese und Resilienzförderung sollten moderne Präventionsmaßnahmen, auch und gerade in der Prävention von Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen, Risiko- und Schutzfaktoren (RSF) auf personaler, familialer und umweltbezogener Ebene berücksichtigen. Eine Vielzahl von RSF entfaltet seine Wirkung in der Adoleszenz, in einer Entwicklungsphase in der die Grundlagen für die Gesundheit und das Wohlbefinden im Erwachsenenalter gelegt werden [1] [2]. Voraussetzung für die Planung und den zielgerichteten Einsatz von Präventionsmaßnahmen ist eine valide Erfassung der RSF. Vor diesem Hintergrund wurde ein Fragebogen entwickelt und validiert, der systematisch und umfassend, empirisch identifizierte RSF für jugendliches Problemverhalten aus den Domänen Familie, Freundeskreis, Individuum, Schule und Nachbarschaft erhebt [3] [4]. Wir stellen hier Ergebnisse zur Validierung von Skalen zur Erfassung familialer RSF vor.

Methode: Erfassung familialer RSF mittels sieben „Communities That Care Youth Survey Instrument“ (CTC) Skalen [3] in einer Stichprobe von 342 Jugendlichen (12 – 17J.), die aufgrund einer Alkoholintoxikation im Krankenhaus gewesen sind. Durchführung einer umfassenden psychometrischen Prüfung des Instruments, basierend auf der klassischen Testtheorie (deskriptiven Itemkennwerte, interne Konsistenz, exploratorische und konfirmatorische Analysen). Die deskriptiven Itemanalysen, die interne Konsistenz und orientierte Prüfung der Konstruktvalidität wurden mittels SPSS 21 berechnet. Um die dimensionale Struktur der verwendeten Instrumente zu überprüfen wurden konfirmatorische Faktorenanalysen mittels AMOS 21 durchgeführt.

Ergebnisse: Die Analysen zeigten, dass vier der sieben untersuchten Skalen den Kriterien der internen Konsistenz für interindividuelle Vergleiche (α= 0,8) entsprechen und fünf Skalen die zugrunde liegenden Konstrukte von RSF valide erfassen. Die mehrdimensionale Struktur des postulierten Modells der familiären RSF lässt sich sehr gut bestätigen (alle Modelle mit TLI und CFI > 0,97, RMSEA < 0,05). Diese Ergebnisse lassen sich ebenfalls bei einer Analyse mit Complete-Cases erzeugen. Somit erfasst das vorliegende Instrument anhand von fünf Skalen mit 14 Items, zuverlässig den Risikofaktor Konflikte in der Familie sowie die Schutzfaktoren der guten Beziehung des/der Jugendlichen zur Mutter sowie zum Vater und familiäre Gelegenheiten zur prosozialen Mitwirkung sowie die Anerkennung für die prosoziale Mitwirkungen. Gut abgebildet wird sowohl die enge Beziehung der Jugendlichen zu beiden Elternteilen aber eben auch die unterschiedlichen Rollen von Vater und Mutter in der Familie.

Schlussfolgerung: Die vorliegenden Skalenanalysen zeigen, dass sich das zu Grunde liegende Konzept als tragfähig erweist, besonders bei Skalen zu familiären Schutzfaktoren. Die modifizierten Skalen erfassen empirisch eindeutig voneinander abgrenzbare familiäre RSF für Jugendliche, die nun zum Einsatz in der Planung zielgerichteter Hilfen in der Präventionsarbeit verwendet werden können.