Gesundheitswesen 2014; 76 - A129
DOI: 10.1055/s-0034-1386979

Teilnahme an einem Programm zur betrieblichen Gesundheitsförderung

E Ochsmann 1, 2, T Kraus 1, S Mache 3, G Preuss 3, S Zore 1, M Steudtner 1
  • 1Westsächsische Hochschule Zwickau
  • 2Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin, Universitätsklinikum Aachen
  • 3Institut für Arbeitsmedizin der Charité, Universitätsmedizin Berlin Campus Benjamin Franklin, Berlin

Einleitung/Hintergrund: In der Literatur finden sich Hinweise darauf, dass die Teilnahmerate an Gesundheitsförderungs-Programmen am Arbeitsplatz stark variiert und zwar in Abhängigkeit vom Studiendesign, von demographischen Faktoren und von den entsprechenden Programm-Angeboten [1]. Daher stellt sich immer wieder die Frage, inwieweit man im betrieblichen Setting Risikogruppen mit Angeboten zur Gesundheitsförderung erreichen kann. In der vorliegenden Arbeit wurden Teilnehmer vs. Nicht-Teilnehmer an einer betrieblichen Gesundheitsförderungsmaßnahme untersucht.

Daten/Methodik: In einem Unternehmen der Logistikbranche wurde Mitarbeitern über 12 Monate hinweg ein regelmäßig stattfindendes Gesundheitstraining, das aus Übungen, Beratungen und Motivation zur Verhaltensänderung bestand, angeboten. Vor Beginn der Intervention wurden Basisdaten zur sportlichen Aktivität, zum Ernährungsverhalten, zum Gesundheitszustand, zur Arbeitsbelastung, zu gesundheitsbezogenen und zu soziodemographischen Daten erhoben (t0). Nach 12 Monaten wurden erneut die o. g. Informationen, sowie die Teilnahme am Programm erfasst (t1). Im Folgenden werden die Interventions-Teilnehmer („aktive Interventionsgruppe“ (aIG)) und Nicht-Teilnehmer („passive Interventionsgruppe“ (pIG)) vergleichend dargestellt. Einfache Chi2-Tests wurden zum orientierenden Gruppenvergleich herangezogen. p < 0,05 wurde als Signifianzniveau gewählt.

Ergebnisse: Für die Auswertung liegen die Daten von 199 Mitarbeitern vor (Rücklaufquote Gesamtkollektiv: 53%, Männer: 55%; Alter: 44,6 ± 8,9 Jahre; BMI: 25,3 ± 3,9 kg/m2). Davon haben 156 Mitarbeiter (78%) am Programm teilgenommen, 43 Mitarbeiter (22%) haben nicht teilgenommen. Die Zusammensetzung der aIG und pIG sah zum Zeitpunkt t0 folgendermaßen aus: Geschlecht Männer: aIG: 58%, pIG: 49% (nicht signifikant (ns)); Alter (40 Jahre und älter): aIG: 75%; pIG: 57% (p = 0,02); BMI (Übergewicht & Adipositas): aIG: 54%, pIG: 57% (ns)). Bezüglich des Gesundheitsverhaltens ließen sich folgende Ergebnisse zum Zeitpunkt t0 festhalten: Raucher (ja): aIG: 36%; pIG: 26% (ns); Sportlichkeit (unsportlich): aIG: 13%, pIG: 15% (ns); Ernährung („ich ernähre mich ungesund“): aIG: 36%, pIG: 33%). Etwa 12% der Teilnehmer (aIG), aber auch der Nicht-Teilnehmer, berichtete außerdem über einen schlechten selbsteingeschätzten Gesundheitszustand (ns). Auch bei der selbsteingeschätzten Belastung durch die Arbeit ergaben sich bei Teilnehmern und Nicht-Teilnehmern keine signifikanten Unterschiede (hohe Belastung durch Arbeit: aIG: 61%, pIG: 58%)).

Diskussion/Schlussfolgerung: Bei der vorliegenden Maßnahme zur Gesundheitsförderung scheint es auf den ersten Blick gelungen zu sein, Mitarbeiter unabhängig von ihren Voraussetzungen zur Teilnahme an einer gesundheitsförderlichen Maßnahme zu motivieren. Auffällig sind vor allem die Teilnahmeraten der „älteren“ Mitarbeiter ab 40 Jahren, der Männer und der Raucher, die z.T. Ergebnissen anderer Autoren widersprechen [z.B. 3]. Bei der Interpretation der Ergebnisse muss jedoch die niedrige Fallzahl der Nicht-Teilnehmer berücksichtigt werden. Zudem ist anzumerken, dass die hier ausgewerteten Nicht-Teilnehmer so motiviert waren, dass sie an der zweiten Befragung teilgenommen haben. Dies entspricht sicher einer Nicht-Teilnehmer-„Positiv-Selektion“. Dennoch kann im Folgenden aufgezeigt werden (s. Zore S. et al., und Steudtner M. et al.), dass die aktive Teilnahme an der Gesundheitsförderungsmaßnahme ausschlaggebenden Einfluss auf das Gesundheitsverhalten hat.