Gesundheitswesen 2014; 76 - A103
DOI: 10.1055/s-0034-1386953

Soziale Unterstützung und Lebensqualität im Rehabilitationsprozess in der Mitteldeutschen Bandscheibenkohorte

M Löbner 1, M Luppa 1, A Konnopka 2, HH König 2, L Günther 3, J Meixensberger 4, HJ Meisel 5, K Stengler 6, SG Riedel-Heller 7
  • 1Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Universität Leipzig
  • 2Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • 3Klinikum St. Georg gGmbH, Klinik für Neurochirurgie
  • 4Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, Universität Leipzig
  • 5Klinik für Neurochirurgie, BG-Kliniken Bergmannstrost Halle (Saale)
  • 6Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Universität Leipzig
  • 7Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Universität Leipzig, Leipzig

Hintergrund: Bandscheibenbedingte Erkrankungen gehören zu den häufigsten Indikationsbereichen im stationären als auch im ambulanten Rehabilitationssetting. Die Studie untersucht (1) die subjektiv erlebte soziale Unterstützung von bandscheibenoperierten Patienten im Rehabilitationsprozess, (2) die Veränderung der körperlichen, psychischen und sozialen Lebensqualität (LQ) im Zeitverlauf von 15 Monaten nach einer Bandscheibenoperation im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung sowie (3) welche Determinanten mit der körperlichen, psychischen und sozialen LQ im Zeitverlauf assoziiert sind.

Methodik: Zur Baseline wurden 534 konsekutive Patienten (Alter: 18 bis 55 Jahre) im Akutkrankenhaus ca. 3,6 Tage (Mittelwert) nach der Bandscheibenoperation in Form von persönlichen Interviews befragt. Drei, neun und 15 Monate nach der OP fanden telefonische Follow-up-Befragungen statt. Die LQ im Zeitverlauf wurde mittels SF-36 erhoben. In den Analysen wurden Random-Effects Regressionsmodelle für unbalancierte Paneldaten verwendet.

Ergebnisse: 81,8% der Patienten schätzen die Hilfe durch Familie und 64,3% durch Freunde/Bekannte als hilfreich ein. 21,7% der Patienten wünschen sich mehr Verständnis und Unterstützung durch den Arbeitgeber. Sowohl die körperliche, die psychische als auch die soziale LQ nimmt im Zeitverlauf von 15 Monaten signifikant zu. Dennoch verbleiben die Mittelwerte der körperlichen und der sozialen LQ zu allen vier Messzeitpunkt signifikant unter den Mittelwerten der deutschen Allgemeinbevölkerung. Die psychische LQ unterscheidet sich nur zur Baseline-Untersuchung signifikant von der Allgemeinbevölkerung. Signifikante Assoziationen mit einer schlechteren LQ waren a) für körperliche LQ: eine höhere Schmerzintensität (p < 0,001), höhere Depressivitätswerte (p < 0,001) sowie eine subsequente Teilnahme an einer Rehabilitation im stationären Rehasetting nach der OP (p < 0,05); b) für psychische LQ: weibliches Geschlecht (p < 0,001), höhere Angstwerte (p < 0,001) sowie höhere Depressivitätswerte (p < 0,001); c) für soziale LQ: weibliches Geschlecht (p < 0,01), geringeres Alter (p < 0,01), höhere Angstwerte (p < 0,001) sowie höhere Depressivitätswerte (p < 0,001). Signifikante Zeitinteraktionen zeigten sich bezüglich der folgenden Risikofaktoren a) für körperliche LQ: weibliches Geschlecht (p < 0,01), höheres Alter (p < 0,05), geringerer Bildungsstand (p < 0,05), eine höhere Schmerzintensität (p < 0,001) sowie keine Erwerbstätigkeit in den letzten 3 Monaten (p < 0,001); b) für psychische LQ: höherer Bildungsstand (p < 0,05) sowie höhere Angstwerte (p < 0,05); c) für soziale LQ: höhere Depressivitätswerte (p < 0,01).

Schlussfolgerungen: Soziale Unterstützung sowie die körperliche, psychische und soziale LQ sind von großer Bedeutung für bandscheibenoperierte Patienten im Rehabilitationsprozess. Eine frühzeitige Implementierung psychosozialer Interventionen bei bandscheibenoperierten Patienten könnte die körperliche und soziale LQ verbessern helfen.