Gesundheitswesen 2014; 76 - A62
DOI: 10.1055/s-0034-1386912

Die Evaluation des Gesundheitsförderungsprogramms Klasse2000 – Effekte nach Abschluss der ersten Interventionsphase

N Greif 1, P Kolip 1
  • 1Universität Bielefeld, Bielefeld

Einleitung/Hintergrund: Klasse2000 ist das bundesweit größte Unterrichtsprogramm für Gesundheitsförderung, Gewaltprävention und Suchtprävention an Grundschulen. Die Evaluationsstudie geht im Rahmen eines randomisierten Studiendesigns der Frage nach, ob Kinder, die am Programm Klasse2000 teilnehmen, ein gesünderes Ernährungs- und Bewegungsverhalten aufweisen sowie über ein höheres Maß an sozialer Kompetenz verfügen als Kinder, die nicht am Programm teilnehmen. Befragt werden zu vier Erhebungszeitpunkten die Eltern sowie zu drei Messzeitpunkten (t0, t2, t3) auch die Kinder. Berichtet werden die Ergebnisse der ersten Interventionsphase (2. Schulhalbjahr der 1. Klasse), denen die Elternfragebögen zugrunde liegen.

Daten/Methodik: Für die Evaluationsstudie Klasse2000 konnten im Jahr 2012 insgesamt 62 Grundschulen mit 128 teilnehmenden 1. Klassen aus NRW rekrutiert und in eine Interventions- (IG) und eine Kontrollgruppe (KG) randomisiert werden (32 Interventionsschulen mit 65 Klassen, 30 Kontrollschulen mit 63 Klassen). 1.725 Eltern nahmen an der Basiserhebung teil.

Im Vordergrund des Vergleichs des ersten Erhebungszeitpunktes im Februar/März 2013 (t0) und des zweiten Erhebungszeitpunktes im Juni/Juli 2013 (t1) steht die Frage, ob sich die Indikatoren zum Ernährungs- und Bewegungsverhalten verändert haben. Für den Vergleich liegen 1.292 Datensätze vor.

Ergebnisse: Unter Berücksichtigung der kurzen Zeitspanne zwischen t0 und t1 lässt sich konstatieren, dass nur in wenigen Bereichen Effekte zu beobachten sind:

BMi: Wie erwartet steigt der BMI der Kinder mit dem Älterwerden sowohl in der Interventions- als auch in der Kontrollgruppe zwischen t0 und t1 an. Während sich in der IG der BMI von 15,7 auf 15,8 erhöht, steigt der BMI in der KG mit 15,7 auf 16,0 signifikant stärker an.

SDQ: Deutliche Veränderungen zeigen sich bei der Auswertung des SDQ, der zur Erfassung psychischer Auffälligkeiten und Stärken eingesetzt wird. Hier zeigen sich bei der Betrachtung des Bereichs der „Emotionalen Probleme“ signifikante Interaktionseffekte, welche sich auf die Intervention zurückführen lassen. Während bei den Durchschnittswerten der KG eine Konstanz in der Entwicklung zwischen den Messzeitpunkten beobachtet werden kann (t0: 1,77; t1: 1,76), konnte sich die IG im Vergleich zu ihrer Ausgangslage (t0: 1,89) verbessern und liegt nun mit einem Durchschnittswert von 1,67 (t1) unterhalb des Wertes der KG.

Diskussion/Schlussfolgerung: Trotz des kurzen Interventionszeitraums lassen sich erste Effekte der Intervention nachweisen; in einigen weiteren Bereichen deuten sich Veränderungen an, die aber die statistische Signifikanzgrenze verfehlen. Die weiteren Messzeitpunkte werden Auskunft geben über die Nachhaltigkeit von Veränderungen und werden weitere Kovariaten berücksichtigen.