Gesundheitswesen 2014; 76 - A56
DOI: 10.1055/s-0034-1386906

Gesundheitsförderung und Frühe Hilfen – was können wir voneinander lernen?

R Geene 1
  • 1Hochschule Magdeburg-Stendal, Stendal

Einleitung: Mit dem Bundeskinderschutzgesetz 2012 ist das neue Handlungsfeld der Frühen Hilfen bundesweit etabliert worden. Die Schnittstellendefinition der Jugendhilfe mit dem Gesundheitswesen ist bislang noch unbefriedigend. Es gibt jedoch zahlreiche Anknüpfungspunkte in der primären Prävention, insbesondere in den Handlungsfeldern Setting Kommune und Setting Kita sowie in der Gesundheitsförderung rund um die Geburt.

Methodik: Im Rahmen einer ausführlichen Literaturrecherche wird Gesundheitsförderung als Querschnittsanforderung an alle sozialen und gesundheitlichen Sicherungssysteme ausgewiesen und nachgezeichnet, wie es in einzelnen Handlungsfeldern umgesetzt wird. Besonderes Augenmerk erhält dabei die Diskussion um das „Setting Familie“, in dem sich ethisch und juristisch besondere Anforderungen stellen. Die Ausarbeitung erfolgt auf der Grundlage von Expertengesprächen im Rahmen des Beratenden Arbeitskreises der BZgA des Kooperationsverbundes ‚Gesundheitliche Chancengleichheit‘, dem Expertenkreis Kompetenzprofil Netzwerkkoordination und dem Beirat des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen.

Ergebnisse: Identifiziert werden einerseits Schnittstellenpotenziale im Bereich der primären sowie der sekundären Prävention, andererseits Lernprozesse insbesondere auf Grundlage der drei Kernstrategien der Ottawa-Charta (Advocate, Mediate, Enable), den Schlüsselkonzepten Empowerment und Partizipation (Good Practice-Kriterien des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit), der Übergangsförderung/Transitionsansatz der Familien- und Bildungssoziologie sowie dem Konzept der regionalen Präventionsketten/Kommunaler Partnerprozess. Rückschlüsse ergeben sich u.a. für die Diskussion um Kinderschutz und Frühe Hilfen zwischen Förderung und Kontrolle, insbesondere unter Bezug auf unterschiedliche Eingrenzung des Kinderschutzbegriffes von einem weiten Begriff umfassender Kindeswohlförderung i.S. der Frühen Hilfen bis zum intervenierenden Kinderschutz.

Diskussion: Mit der Ottawa-Charta der Gesundheitsförderung liegt ein gut handhabbares Konzept vor, das zur nutzerorientierten Ausrichtung und Akzeptanz der Frühen Hilfen beitragen kann. Dabei gilt es, Erfahrungen mit Konzepten der Ressourcenorientierung zu vermitteln, Begrifflichkeiten zu schärfen und gemeinsame Plattformen zu finden.