Gesundheitswesen 2014; 76 - A53
DOI: 10.1055/s-0034-1386903

Nackenschmerzen von Altenpflegekräften in Rheinland-Pfalz – Ergebnisse einer Querschnittserhebung

D Frey 1, K Kayser 1, T Beutel 1, C Heidrich 2, S Kuhn 3, S Letzel 1, LC Escobar Pinzon 1
  • 1Institut fuer Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
  • 2Unfallkasse Rheinland-Pfalz, Andernach
  • 3Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Hamburg

Einleitung/Hintergrund: Pflegekräfte in der Altenpflege leiden häufig an Schmerzen im Muskel- und Skelettsystem. Nackenschmerzen kommen fast genauso häufig wie Rückenschmerzen vor, sind aber deutlich weniger wissenschaftlich untersucht. Die Pathogenese der Nackenschmerzen, wie die der Rückenschmerzen, wird als multikausal beschrieben [1]. Neben körperlichen und psychischen Belastungen können auch arbeitsorganisatorische Faktoren wie Dokumentation und Organisation eine Rolle spielen. Im Rahmen der ersten Querschnittserhebung (Q1) einer Pilotstudie* in Rheinland-Pfalz wurden die Belastungsfaktoren für Nackenschmerzen bei Altenpflegekräften erfasst. Ziel, war es darauf aufbauend ein Präventionskonzept zu entwickeln und dieses wissenschaftlich zu evaluieren.

Daten/Methodik: Bei Q1 der Pilotstudie wurde die 6-Monats-Prävalenz von Nackenschmerzen, sowie deren Intensität und Häufigkeit mit Hilfe des adaptierten Nordischen Fragebogens über Beschwerden am Bewegungsapparat untersucht. Mit dem abgewandelten BGW miab-Fragebogen wurden zudem die psychischen Belastungen auf einer 5-Punkte-Ratingskala („ja, genau“, „eher ja“, „teils, teils“ „eher nein“ „nein, gar nicht“) erhoben. Die Daten wurden mittels SPSS Version 21 deskriptiv und nach Dichotomisierung korrelationsanalytisch (p < 0,05) ausgewertet. Die abhängige Variable stellt die 6-Monatsprävalenz von Nackenschmerzen dar.

Ergebnisse: An der Studie nahmen 160 Pflegekräfte teil (Frauenanteil 83,8%, Altersrange 17 – 63 Jahre). 70% (n = 102) aller Teilnehmer berichteten bei Q1 über Nackenschmerzen in den vergangenen sechs Monaten, 43% (n = 69) in den letzten 7 Tagen. Die Intensität der Schmerzen lag auf einer numerischen Analogskala (0 = keine Schmerzen bis 10 = schlimmster vorstellbarer Schmerz) im arithmetischen Mittel bei 4. Bezogen auf die letzten 6 Monate gaben 13% der Pflegekräfte an, dass sie täglich Nackenschmerzen hatten, 18% hatten Nackenschmerzen an mehr als 30 Tagen, aber nicht täglich, 19% an 8 – 30 Tagen, 19% an 1 – 7 Tagen und 30% niemals. „Patientenferne Aufgaben“ wurden von 67% (ja, genau und eher ja-Kategorie), „Zeitdruck“ und „Arbeitsquantität“ von 62% (ja, genau und eher ja-Kategorie) als Belastung empfunden. „Patientenferne Aufgaben“ zeigten in der Korrelationsanalyse einen signifikanten Zusammenhang zu Nackenschmerzen (r = 0,22**), während „Zeitdruck“ (r= 0,06) und „Arbeitsquantität“ (r= 0,12) nicht mit diesen korrelierten.

Diskussion/Schlussfolgerung: Patientenferne Aufgaben, wie Dokumentation und Organisation, aber auch Zeitdruck und Arbeitsquantität werden von den befragten Pflegekräften als belastend empfunden. Nur die patientenfernen Aufgaben sind zudem mit Nackenschmerzen assoziiert. Ein Präventionsangebot, das die Reduktion von Nackenschmerzen zum Ziel hat, sollte diesen Aspekt berücksichtigen. An Politik und Arbeitgeber wird zudem appelliert, patientenferne Aufgaben von Pflegekräften auf das absolut Notwendige zu beschränken.