Gesundheitswesen 2014; 76 - A48
DOI: 10.1055/s-0034-1386898

Mitarbeiterbefragung, Monitoring, GIP-Index: Belastungen und Ressourcen am Good-Practice-Beispiel Gesundheitsmanagement in der Polizei (GIP)

H Fietz 1, K Tielking 2
  • 1Anonyme Drogenberatung Delmenhorst, Delmenhorst
  • 2Hochschule Emden/Leer, Emden

Einleitung/Hintergrund: Die gesundheitlichen Belastungsquellen in der Polizeiarbeit sind ebenso vielfältig wie die Ressourcen. Beanspruchungen im Einsatzgeschehen und belastende Strukturen, wie der Schichtdienst, hohe Flexibilität und zum Teil schlechte Umgebungsbedingungen sind ebenso bedeutsam wie die gegenseitige Unterstützung von KollegInnen und der wertschätzende Umgang seitens der Vorgesetzten (Pieck 2009). Mit der Einführung des Landesmodellprojektes „Gesundheitsmanagement in der Polizei (GIP)“ (Pieck 2010) wurde die Bedeutung der Gesundheit bei der Polizei in Niedersachsen landesweit in den Fokus gerückt. Die Polizeiinspektion (PI) Leer/Emden hat sich in der Modellphase bereits aktiv auf GIP eingestellt und wird seither durch die Hochschule Emden/Leer wissenschaftlich begleitet. Im Zuge neuer Strukturen und Prozesse im Gesundheitsmanagement wurden Diagnoseworkshops und Gesundheitszirkel durchgeführt, die in Prozessketten mündeten. Dabei stand und steht in Anlehnung an das GIP-Konzept die Partizipation aller Beteiligten im Mittelpunkt. Um die positive Entwicklung durch GIP weiter zu fördern, wurde GIP 2012 ausgebaut und ein polizeispezifisches Monitoring entwickelt.

Daten/Methodik: Im Juni 2013 wurde allen MitarbeiterInnen die Gelegenheit gegeben zu arbeits- und berufsbezogenen Aspekten der Polizeiarbeit Fragen zu beantworten. Die Berufszufriedenheit sowie Belastungen und Ressourcen standen im Mittelpunkt der Befragung. Bei der Operationalisierung der Arbeitsqualitäts-Dimensionen: Kommunikation, Arbeitsumgebung, Arbeitsabläufe, Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Wertschätzung wurde auf die Methodik anderer Indices und Mitarbeiterbefragungen (u.a. DG-Index Gute Arbeit GmbH, 2010; Fuchs, 2009, INQA, 2008; JOB AG, 2013; Prümper & Richenhagen, 2009) zurückgegriffen. Durch den Vergleich der Dimensionen mit den Werten aus anderen Indices wie auch den Vergleich zwischen den Dienststellen der PI wurden auf der Basis dieser Ergebnisse Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt, die jede Dienststelle nutzen kann. Die Rücklaufquote lag bei 59,5 Prozent (n = 256).

Ergebnisse: Ein Bericht mit den Ergebnissen des Monitorings steht allen Dienststellen zur Verfügung. Zudem hat die Hochschule allen Beteiligten Ende 2013 die Ergebnisse präsentiert. Durch weitere Schulungsmaßnahmen in 2014 werden die Ergebnisse mit den Führungskräften in konkrete Handlungsmöglichkeiten überführt. Hier ist es wichtig, dass deutlich wird, wie mit den Ergebnissen in jeder einzelnen Dienststelle gearbeitet werden kann, um den ganz spezifischen Belastungsfaktoren in den jeweiligen Organisationseinheiten zu begegnen und Veränderungsprozesse zu realisieren. Folgerichtig wurde das erste Monitoring als ein Modul entwickelt, das mittelfristig durch die in den kommenden Jahren folgenden Befragungen zu einem polizeispezifischen „GIP-INDEX“ weiter entwickelt wird.

Diskussion/Schlussfolgerung: Belastungen am Arbeitsplatz, wie Zeitdruck und hohe Flexibilität, sind in der Polizeiarbeit systemimmanent. Vor diesem Hintergrund ist ein ressourcenorientiertes und partizipativ ausgerichtetes Gesundheitsmanagement unerlässlich. Die Durchführung eines Monitorings im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements ermöglicht die Qualitäts- und Weiterentwicklung von Präventions- und Gesundheitsförderungsmaßnahmen und setzt einen Impuls, mit Belastungsfaktoren ressourcenorientiert umzugehen. Die Ergebnisse der anonymen Befragung haben vermeidbare Belastungen aufgedeckt, die im Vorfeld über die Diagnoseworkshops nicht deutlich wurden. Auch zeigte sich, dass die Ergebnisse zwischen den Organisationseinheiten stark variieren und folglich die gesundheitsfördernden Maßnahmen spezifisch sein sollten. In dem Sinne sollten die bisherigen Erfahrungen mit GIP in der PI Leer/Emden als Good-Practice-Beispiel für betriebliches Gesundheitsmanagement verstanden werden, an dem sich andere Unternehmen auf dem Weg zu einer gesundheitsförderlichen Arbeitswelt orientieren können.