Gesundheitswesen 2014; 76 - A43
DOI: 10.1055/s-0034-1386893

Auswirkung der atopischen Hautdiathese auf die Entstehung einer berufsbedingten Hautkrankheit

J Eubel 1, R Ofenloch 1, E Weisshaar 1, T Diepgen 1
  • 1Abteilung Klinische Sozialmedizin, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg

Einleitung/Hintergrund: Erkrankungen des atopischen Formenkreises sind in der Allgemeinbevölkerung weit verbreitet. Bei berufsbedingten Hauterkrankungen liegt bei mindestens 30% der Patienten eine atopische Diathese vor, wobei das Vorliegen einer atopischen Diathese in der Literatur nicht standardisiert bestimmt wird. Die Berufswahl erfolgt meist im Jugendalter. Zu diesem Zeitpunkt kann bereits eine Aussage darüber getroffen werden, ob eine atopische Hautdiathese besteht, die im Regelfall ein Leben lang bestehen bleibt. Ziel dieser Untersuchung war es, zu überprüfen, nach welcher Expositionszeit Patienten mit einer atopischen Hautdiathese berufsbedingte Hauterkrankungen entwickeln im Vergleich zu Patienten ohne atopische Hautdiathese. Die Ergebnisse können zu einer besseren Beratung von Patienten mit atopischer Hautdiathese bezüglich der Berufswahl beitragen.

Daten/Methodik: Die Studienpopulation bestand aus einem Kollektiv von n = 516 Patienten mit berufsbedingten Hautveränderungen, die an einer Maßnahme der stationären Tertiärprävention (TIP) teilnahmen. Abhängige Variable war die Dauer der beruflichen Tätigkeit bis zum Beginn der berufsbedingten Hautveränderung. Das Vorliegen einer atopischen Hautdiathese wurde mithilfe des Erlanger Atopie Score (EAS) (Diepgen et al. 1991) bestimmt. Zunächst wurde die mittlere Expositionszeit für Personen mit und ohne atopische Haudiathese mithilfe eines F-Test verglichen, anschließend wurde mithilfe einer two-way ANOVA zusätzlich für das Geschlecht der Studienteilnehmer kontrolliert.

Ergebnisse: Von den Studienteilnehmern waren 243 (45,3%) weiblich, wobei bei 254 (49,2%) der Studienteilnehmer eine atopische Hautdiathese gemäß dem EAS vorlag. Die mittlere Expositionszeit in der als schädigend angesehenen Tätigkeit bis zum Beginn der berufsbedingten Hautveränderung betrug 16,4 Jahre (SD 11,7). Personen mit einer atopischen Hautdiathese wiesen mit 14,7 Jahren (SD 11,6) eine kürzere Expositionszeit auf als Personen ohne atopische Haudiathese (17,9 Jahre; SD 11,7) dieser Unterschied war signifikant (F= 7,9 DF= 1; p < 0,05). Im Rahmen der two-way ANOVA zeigten sowohl das Geschlecht als auch das Vorliegen einer atopischen Hautdiathese signifikante Haupteffekte (p < 0,5), wobei Männer insgesamt eine längere Expositionszeit bis zum Auftreten einer berufsbedingten Hautveränderung aufwiesen. So sank die mittlere Expositionszeit für Frauen bei Vorliegen einer atopischen Hautdiathese von 16,2 (SD 11,6) auf 13,9 Jahre (SD 10,8) und bei Männern von 19,0 (SD 11,5) auf 16,0 Jahre (SD 12,7).

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass das Vorliegen einer atopischen Hautdiathese unabhängig vom Geschlecht der Betroffenen, das Entstehen einer berufsbedingten Hauterkrankung beschleunigen kann. Personen mit atopischer Hautdiathese sollten daher hautbelastende Berufe meiden, alternativ könnte diese Personengruppe bereits während der Ausbildung verstärkt über notwendige Hautschutzmaßnamen aufgeklärt werden.