Z Gastroenterol 2014; 52 - K26
DOI: 10.1055/s-0034-1386692

Klinische Erfahrungen eines Endoskopiezentrums bei der Behandlung von Perforationen, Leckagen und Fistelungen im Gastrointestinaltrakt mit dem Over the Scope Clip (OTSC)®

J Stückle 1, A Probst 1, M Bittinger 1, R Scheubel 1, A Ebigbo 1, H Messmann 1, SK Gölder 1
  • 1III. Medizinische Klinik, Klinikum Augsburg

Hintergrund: Die Versorgung von Perforationen, Leckagen und Fistelungen im Gastrointestinaltrakt war bisher vor allem eine viszeralchirurgische Domäne. Mit dem Over the Scope Clip (OTSC, Ovesco, Tübingen) gibt es eine neue, endoskopische Möglichkeit nicht nur Gewebedefekte und transmurale Läsionen, sondern auch Blutungsstellen im oberen und unteren Gastrointestinaltrakt zu versorgen. Dieser aus Nitinol bestehende Clip wird mittels Applikatorkappe auf Gastroskop oder Koloskop befestigt, ähnlich dem Ligatursystem zur Ösophagusvarizentherapie. Über ein Handrad wird der Clip über der Zielläsion freigesetzt. Damit dient er dem Verschluss von Defekten oder blutenden Gefäßen im gesamten Intestinaltrakt.

Methodik: Retrospektive Auswertung von insgesamt n = 27 Patienten (Pt) im Alter von 30 bis 87 Jahren (Median: 70 Jahre, M = 15, W = 12), die im Zeitraum von 12/2009 bis 05/2014 mit OTSC-Clip bei Perforationen, Leckagen und Fistelungen im Gastrointestinaltrakt im Klinikum Augsburg behandelt wurden.

Ergebnisse: n = 8 Pt (29,6%) erlitten im Rahmen von diagnostischen und therapeutischen Endoskopien im oberen und unteren Gastrointestinaltrakt eine Hohlorganperforation, die noch in derselben Sitzung mit einem OTSC-Clip erfolgreich verschlossen werden konnte. Bei keinem der Patienten wurde eine weitere Intervention erforderlich.

In n = 13 Fällen (48,1%) behandelten wir Naht- und Anastomoseninsuffizienzen nach chirurgischen Interventionen (z.B. Schlauchmagenanlage, Hartmann-OP). Lediglich bei 7 dieser 13 Pt (53,8%) war die alleinige Therapie mit OTSC-Clip ausreichend. Alle anderen verstarben oder benötigten eine weitere Intervention wie endoskopisches Stenting oder Operation.

n = 6 (22,2%) der mit OTSC-Clip behandelten Pt wiesen Fisteln des Gastrointestinaltraktes unterschiedlicher Ätiologie auf. So wurden 2 Pt mit Fisteln durch akut-nekrotisierende Pankreatitis, ein Pt mit persistierender Magenwandleckage nach Sondenentfernung einer infizierten perkutanen endoskopischen Gastrostomie (PEG), ein Pt mit spontanperforiertem, peptischem Antrumulkus bei schwerster Mutimorbidität, ein Pt mit ösophagopleuraler Fistel und eine Pt mit rektovaginaler Fistel nach Radiatio behandelt. Dabei konnten die Fisteln nur in zwei Fällen (33,3%) erfolgreich verschlossen werden, nämlich eine Duodenalleckage durch nekrotisierende Pankreatitis sowie die ösophagopleurale Fistel.

Zusammenfassung: Vor allem die Behandlung von iatrogenen Perforationen während endoskopischer Prozeduren durch OTSC-Clip ist ein sehr vielversprechender Ansatz. Weniger erfolgreich dagegen ist die Behandlung von postoperativen Nahtinsuffizienzen oder Fisteln im Gastrointestinaltrakt. Diese bleiben nur im Einzelfall Erfolg versprechend.