Z Gastroenterol 2014; 52 - K15
DOI: 10.1055/s-0034-1386681

Fallbericht eines 73-j. Patienten mit gigantischem Polyp des Ösophagus

A Konwisorz 1, R Hagen 2, JG Müller 3, N Reißmann 1, W Scheppach 1
  • 1Medizinische Klinik, Juliusspital Würzburg
  • 2HNO-Klinik, Universitätsklinikum Würzburg
  • 3Pathologisches Institut, Universität Würzburg

Wir berichten über einen bei Diagnosestellung 73-jährigen Patienten, der sich mit seit einem Jahr bestehenden unspezifischen retrosternalen Schmerzen, Palpitationen und Schluckbeschwerden vorstellte. Auswärts war bereits eine Röntgen-Breischluck-Untersuchung des Ösophagus erfolgt, die im Sinne einer Achalasie mit Retention von Speiseresten interpretiert wurde. In der Ösophago-Gastro-Duodenoskopie stellte sich überraschend ein Ösophaguspolyp auf Länge der gesamten Speiseröhre als Ursache der Beschwerden dar. Er entsprang aus der krikopharyngealen Region unmittelbar am Ösophaguseingang und wies einen max. Durchmesser von 3 cm auf. Ein invasives Wachstum konnte mittels Computertomografie des Thorax ausgeschlossen werden. Der Befund wurde präoperativ als gutartiger “giant esophageal polyp“ klassifiziert.

Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung wurde interdisziplinär der Resektionsmodus intensiv diskutiert. Nach Rücksprache mit der Abteilung für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde der Universitätsklinik Würzburg entschied man sich für die transorale Resektion mit dem starrem Endoskop in Intubationsnarkose. Die Operation erwies sich als komplexer Eingriff mit ca. dreistündiger OP-Dauer. Der postoperative Verlauf gestaltete sich unauffällig, die Schluckstörungen sistierten. Auch eine gastroskopische Kontrolle nach 4 Wochen zeigte einen regelrechten Befund.

Histologisch bestätigte sich als ausgesprochene Rarität ein benigner fibromatöser/lipomatöser Polyp. Klinisch präsentieren sich diese zunächst asymptomatisch, im Verlauf des Größenwachstums treten zunehmende Schluckstörungen sowie häufig eine Anämie bei chronischem Blutverlust auf. Zudem kann es zur Regurgitation in den Mund- Rachenbereich und sogar zur Aspiration und Verlegung der Atemwege kommen. Auch im vorliegenden Fall konnte bei gezielter Anamnese die rezidivierende Regurgitation von Tumormaterial eruiert werden. Die operative Resektion stellt die Therapie der Wahl dar, aber auch die endoskopische Abtragung durch mutige Gastroenterologen ist in der Literatur belegt.