Einleitung: Die phlegmonöse Gastritis (PG) ist eine sehr seltene, bei später Diagnose oft unerkannt letal verlaufende bakterielle Entzündung der Magenwand. Aktuell werden drei Fälle mit PG aus drei verschiedenen Kliniken (München, Erding, Wriezen) mit effektiver konservativer Therapie vorgestellt.
Kasuistiken: Fall 1: Zwei Tage nach einer Vorsorge-ÖGD mit Biopsie stellte sich ein 44-jähriger Patient mit HNPCC-Syndrom mit epigastrischen Schmerzen, Übelkeit/Erbrechen und Fieber vor. Die CT-Untersuchung ergab eine ausgeprägte zirkuläre Wandverdickung des Antrums bis 20 mm. Aufgrund eines septischen Krankheitsbildes erfolgte in enger Mitbetreuung durch die Chirurgen unter intensivmedizinische Beobachtung eine breite antibiotische Therapie. Bei negativen Blutkulturen, aber anamnestischem Streptokokkeninfekt und deutlich erhöhtem Antistreptolysintiter wurde die Antibiose auf Penicillin umgesetzt.
Fall 2: Eine 61-jährige Patientin (anamnestisch Duodenalulcera) stellte sich nach ambulanter ÖGD mit Routinebiopsien am Vortag mit starken epigastrischen Schmerzen und Übelkeit/Erbrechen vor. Bildgebend zeigte sich eine Wandverdickung des präpylorischen Antrums bis 20 mm. Eine erneute ÖGD erbrachte eine Verschwellung des Antrums. Innerhalb von zwei Tagen entwickelte sich ein septisches Krankheitsbild mit kardiopulmonaler Insuffizienz. Endosonographisch und CT-morphologisch zeigte sich ein Progress der Wandverdickung bis zum Magencorpus mit neu aufgetretenem Aszites. In den Magenwandbiopsien aus der Submucosa ließen sich gram-positive Kokken nachweisen, in Urin- und Blutkulturen hämolysierende A-Streptokokken. Die Breitspektrum-Antibiose wurde auf Penicillin umgesetzt.
Fall 3: Ein kardiopulmonal vorerkrankter 74-jähriger Patient wurde nach ÖGD mit Routinebiopsien beschwerdefrei entlassen. 24 Stunden später traten epigastrische Schmerzen, Fieber, Schüttelfrost und Erbrechen auf, laborchemisch zeigte sich ein septisches Krankheitsbild. Die endoskopisch teilweise livide verschwollene Magenwand war sonographisch und endosonographisch unter besonderer Beteiligung der Submukosa auf 25 mm verdickt. Nach Erhalt der Blutkultur (Staphylococcus pyogenes Gruppe A) wurde die Breitspektrum-Antibiose erregergerecht de-eskaliert.
Alle drei vorgestellten Patienten konnten ca. 2 Wochen nach Symptombeginn wieder beschwerdefrei entlassen werden. Im kurzfristigen Verlauf zeigte sich bildgebend eine deutliche Befundbesserung.
Schlussfolgerung: Die PG sollte bei der Aufklärung vor ÖGD berücksichtigt werden. Elektive ÖGD sollten im infektfreien Intervall durchgeführt werden, um das Risiko einer PG durch vermehrte Streptokokkenbesiedelung im Rachenbereich zu reduzieren. Bei Auftreten von epigastrischen Schmerzen, Fieber, Übelkeit/Erbrechen nach einer ÖGD, einhergehend mit einer Wandverdickung in der Bildgebung, sollte auch an eine PG gedacht werden. Die frühe Diagnose kann eine erfolgreiche konservative Therapie ermöglichen.
Literatur:
[1] W. Scheppach, Illert B, Zettl A, et al.: Phlegmonöse Gastritis bei einer 44-jährigen Patientin unter immunsuppressiver Therapie. Dtsch Med Wochenschr. 2007; 132(30): 1567 – 70.
[2] Kim GY, Ward J, Henessey B, et al.: Phlegmonous gastritis: case report and review. Gastrointest Endosc. 2005 Jan;61(1):168 – 74.
[3] Wipham T: Remarks on a case of phlegmonous gastritis. The British Medical Journal 1884: 896 – 898