Z Gastroenterol 2014; 52 - K7
DOI: 10.1055/s-0034-1386673

Komplikationen eines über 30 Jahre unbehandelten Morbus Crohn des Kolons

K Greulich 1, J Bohn 1, W Scheppach 1
  • 1Gastroenterologie und Rheumatologie, Stiftung Juliusspital Würzburg

Ein 47-jähriger Patient wurde mit subakutem Nierenversagen stationär aufgenommen. Als Vorerkrankung bestand ein vor ca. 30 Jahren diagnostizierter Morbus Crohn mit chronischen Diarrhoen, der allenfalls zeitweise mit Prednisolon behandelt wurde. Da sich der Patient nie wesentlich durch die Krankheitssymptome beeinträchtigt fühlte, entzog er sich stets einer immunsuppressiven Therapie.

Bei Aufnahme waren die Nierenretentionsparameter deutlich erhöht (Kreatinin 13,9 mg/dl, Harnstoff 214 mg/dl), daneben bestand laborchemisch eine entzündliche Konstellation (Leukozytose 38.900/µl, Thrombozytose 753.000/µl, CRP 86,7 mg/l, BSG 82 mm/h). Eine urinchemische Diagnostik zeigte eine Makroproteinurie mit fast 6 g/l. Blut-, Urin- und Stuhlkulturen, eine Hanta-Serologie sowie eine Diagnostik auf Autoantikörper waren negativ. Eine Nierenbiopsie erbrachte den Nachweis einer SAA-Amyloidose der Niere. Zudem wurden Amyloid-A Ablagerungen in der Rektumschleimhaut nachgewiesen. Echokardio-graphisch stellte sich außerdem der Verdacht auf eine kardiale Mitbeteiligung bei Amyloidose.

In einer Koloskopie wurden ausgeprägte entzündliche Veränderungen des M. Crohn in Form von Ulzerationen, pseudopolypoiden und narbigen Schleimhautläsionen mit einer akut-entzündlichen nicht passierbaren Stenose an der rechten Kolonflexur nachgewiesen. Dort zeigte sich eine exophytisch-ulzerierende Schleimhautläsion, die bereits makroskopisch dringend malignomverdächtig war. Histologisch konnte ein mäßig differenziertes Adenokarzinom verifiziert werden. Der Tumormarker CEA i.S. war mit 139 µg/l deutlich erhöht.

Therapeutisch stand die Einleitung der chronischen Hämodialyse im Vordergrund. Nach Stabilisierung des Allgemeinzustandes sind eine erweiterte Hemikolektomie rechts und die Einleitung einer immunsuppressiven Therapie des M. Crohn geplant.