Z Gastroenterol 2014; 52 - KC179
DOI: 10.1055/s-0034-1386481

Konzertierte minimalinvasive Therapie der iatrogenen Colonperforation – ein Fallbericht

M Philipp 1, F Kühn 1, E Klar 1, M Witte 1
  • 1Chirurgische Universitätsklinik Rostock, Abteilung für Allgmeine Chirurgie, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Rostock, Germany

Einleitung: Wir berichten über das minimalinvasive Vorgehen im Fall einer iatrogenen Colonverletzung nach Polypabtragung. Mittels laparoskopisch kontrollierter Coloskopie und OTS-Clip-Applikation gelingt die defintive Versorgung einer Perforation im Bereich der linken Colonflexur.

Ziel: Iatrogene Colonverletzungen im Rahmen von Coloskopien, insbesondere nach Polypektomie, erfordern in einem kurzen Zeitfenster eine definitive Therapie mit Lokalisation und Reparation des Defektes.

Methodik: Ein 75-jähriger Patient stellt sich 36h nach coloskopischer Schlingenabtragung im Colon sigmoideum mit dem klinischen Bild eines akuten Abdomens vor. Röntgenologisch zeigte sich viel freie Luft, laborchemisch eine mäßige Entzündungsreaktion.

Wir führten eine Laparoskopie durch, bei der sich subhepatisch putrides Exsudat und eine Pneumatosis coli im Bereich des C. transversum fand. Die simultane intraoperative Koloskopie ergab eine 5 mm große Perforation im Bereich der Hinterwand der linken Kolonflexur. Aufgrund der ungünstigen Lage verschlossen wir den Defekt coloskopisch mittels OTS-Clip. Zusätzlich erfolgte nach laparoskopischer Eröffnung der Bursa omentalis die ausgiebige abdominelle Lavage und Drainage. Die Antibiose wurde adjuvant mit Tazobactam/Piperacillin durchgeführt.

Der postoperative Verlauf gestaltete sich unkompliziert. Der Patient konnte am 8. postoperativen Tag entlassen werden.

Ergebnis: Der strategisch sinnvolle Einsatz der Laparoskopie zur Diagnostik und Therapie von Colondefekten nach Polypabtragung wird in diesem Fall deutlich. Die chirurgische Endoskopie mit dem Einsatz moderner Clip-Verfahren ergänzt den minimalinvasiven Therapiealgorithmus. Unser Fall schildert das optimale Zusammenspiel der Laparoskopie und Endoskopie im Fall einer iatrogenen Colonverletzung.

Schlussfolgerung: Die Laparoskopie als primärer Therapieansatz im Fall einer iatrogenen Colonverletzung wird durch die intraoperative Coloskopie als nützliches Werkzeug zur Lokalistaion und Therapie ergänzt. Auf diese Weise können auch schwer zugängliche Defekte sicher versorgt werden. Das Paradigma der absoluten Indikation zur Laparotomie bei Colonperforation nach Polypektomie sollte aufgeweicht werden; der Umfang der Operation und die perioperative Morbidität können so deutlich gesenkt werden.