Hintergrund: Screeningprogramme für das familiäre Pankreaskarzinom (FPC) basieren auf endosonographischer
und/oder MR-tomographischer Bildgebung. Bei bis zu 40% der Risikopersonen (RP) werden
hierbei zystische Läsionen detektiert, die verdächtig auf kleine intraduktale papilläre
muzinösen Neoplasien der Seitengänge (BD-IPMN) sind. Die pathologische Bedeutung dieser
Läsionen beim FPC ist bisher nicht geklärt.
Patienten und Methoden: RP des prospektiven Screeningprogramms der Nationalen Fallsammlung familiäres Pankreaskarzinom
mit kleinen „Imaging“ -IPMNs, die sich einer Operation unterzogen, wurden hinsichtlich
der klinisch-pathologischen Ergebnisse und der Lokalisation der Läsionen analysiert.
Ergebnisse: In 11 Jahren (2002 – 2013) nahmen 180 RP aus 81 FPC-Familien am Screeningprogramm
teil. 84 RP (46%) wiesen kleine zystische (2 – 10 mm) unizystische Läsionen oder multizystische
Läsionen im Pankreas auf, welche MR-tomographisch verdächtig auf BD-IPMN waren. Bei
7 dieser RP mit multiplen Läsionen (> 3) wurde nach interdisziplinärer Besprechung
eine Pankreasresektion (6 totale Pankreatektomie, 1 PPPD) durchgeführt, obwohl die
Sendai-Kriterien für eine IPMN-Resektion nicht erfüllt waren. Die histologische Aufarbeitung
ergab bei 6 dieser Patienten BD-IPMNs mit niedriger bzw. moderater Dysplasie vom gastrischen
Typ in Kombination mit multifokalen PanIN2 und PanIN3-Läsionen. Eine Patientin hatte
lediglich winzige Gangektasien im Pankreasschwanz mit multifokalen PanIN-II-Läsionen
sowie einer PanIN-III-Läsion im Pankreaskopf. Überraschend war, dass die Lokalisation
der histologisch gesicherten PanIN2/3-Läsionen nicht mit den präoperativ in der Bildgebung
dargestellten zystischen Läsionen korrespondierten und auch retrospektiv nicht sichtbar
waren.
Schlussfolgerung: Im Rahmen des FPC könnte das Vorliegen von multiplen, kleinen „Imaging“-BD-IPMNs
ein Indikator für die Präsenz höhergradiger PanIN-Läsionen an anderen Lokalisation
im Pankreas sein.