Z Gastroenterol 2014; 52 - KG219
DOI: 10.1055/s-0034-1386241

EUS zum Tumorstaging nach neoadjuvanter Therapie beim Ösophaguskarzinom – gibt es einen Unterschied zwischen Chemotherapie und Radio-Chemotherapie?

W Bohle 1, M Kasper 1, WG Zoller 1
  • 1Katharinenhospital, Klinikum Stuttgart, Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Pneumologie, Stuttgart, Germany

Einleitung: Die Endosonograpie (EUS) ist der Goldstandard beim lokoregionären Staging des Ösophaguskarzinoms. Die Graduierung erfolgt gemäß der TNM-Klassifikation. Lokal fortgeschrittene Tumore werden neoadjuvant vorbehandelt. Hierbei wird nach neoadjuvanter Radiochemotherapie häufiger als nach Chemotherapie ein relevanter Tumorregress beobachtet, der jedoch oftmals auch mit ausgedehnten narbig-entzündlichen Veränderungen assoziiert ist. Tumorregressive und entzündliche Veränderungen sind mittels EUS nur schwer voneinander differenzierbar. Es stellt sich somit die Frage, ob die Aussagekraft der EUS von der Art der neoadjuvanten Therapie unterschiedlich beeinflusst wird.

Methodik: Das Kollektiv umfasste 39 Patienten mit lokal fortgeschrittenem Ösophaguskarzinom. 24 wurden mittels neoadjuvanter Chemotherapie (FLO oder FLOT, 3 – 4 Zyklen), 15 mit neoadjuvanter Radio-Chemotherapie (zumeist 46 Gy + 5-FU/Cisplatin) behandelt, gefolgt von einer erneuten Staging-EUS präoperativ. Als Goldstandard diente das Operationspräparat.

Ergebnisse: Im Vergleich zur Ausgangsuntersuchung vor neoadjuvanter Therapie zeigte die EUS nach Chemotherapie einen Regress im uT-Stadium bei 18/24, nach Radiochemotherapie bei 6/15 Patienten. Patho-histologisch ergab sich folgende Verteilung: 6 pT0, 7 pT1, 6 pT2, 20 pT3, 22 pN0, 6 pN1, 7 pN2, 4 pN3. In der EUS ergab sich folgende Verteilung: 2 uT0, 2uT1, 11 uT2, 24 uT3, 14 uN-, 25 uN+. Im T-Stadium wurden von der EUS nur 15 Tumore korrekt eingestuft. Bei 16 erfolgte ein Over-, bei 8 ein Understaging. Beim N-Stadium wurden 19 korrekt eingestuft, bei 14 erfolgte ein Over-, bei 6 ein Understaging. Hierbei fand sich beim T-Stadium nach Radio-Chemotherapie relevant häufiger ein Overstaging als nach Chemotherapie (10/15 vs. 6/24). Im N-Staging war die Aussagekraft der EUS zwischen beiden Gruppen weniger diskrepant (Overstaging bei 7/15 vs. 7/24).

Schlussfolgerung: Insbesondere nach Radiochemotherapie kann die EUS nicht ausreichend zwischen narbig-entzündlichen Veränderungen und residualem Tumorgewebe unterscheiden. Dies führt bei ca. 40% der Patienten zu einem Overstaging im T-Stadium. Zur Beurteilung des Therapieansprechens nach neoadjuvanter Therapie ist die uT-N-Klassifikation somit ungeeignet.