Z Gastroenterol 2014; 52 - KG123
DOI: 10.1055/s-0034-1386145

Hepatopathie bei chronischem Darmversagen und parenteraler Ernährung: Langzeit-Outcome und Prognosefaktoren

T Krafft 1, 2, U Gerlach 2, 3, B Knappe-Drzikova 1, 2, M Karber 1, 2, B Wiedenmann 1, P Neuhaus 3, A Pascher 2, 3, UF Pape 1, 2
  • 1Charité, Campus Mitte & Virchow Klinikum, Universitätsmedizin Berlin, Med. Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie, Berlin, Germany
  • 2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Interdisziplinäres Team Chronisches Darmversagen und Darmtransplantation, Berlin, Germany
  • 3Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Charité, Campus Virchow Klinikum, Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany

Einleitung: Chronisches Darmversagen (CDV), am häufigsten als Folge eines postoperativen Kurzdarmsyndroms (KDS), führt durch Malabsorption zu Malnutrition. Die oft erforderliche chronische parenterale Ernährungstherapie (PN) wird häufig durch eine Hepatopathie (IFALD) kompliziert, deren Genese, Definition, Diagnose und Prognose unzureichend verstanden sind.

Ziele: Analyse der Inzidenz, der Schweregrade und des Outcomes von Hepatopathie bei PN-pflichtigem CDV in der Kohorte eines tertiären interdisziplinären CDV-Teams.

Methodik: Retrospektive Analyse einer unizentrischen interdisziplinären Kohorte von Patienten mit CDV hinsichtlich Epidemiologie, Charakteristika und Prognose mittels statistischer Analyse (SPSS 19.0).

Ergebnisse: 142 Pat. mit CDV aufgrund eines KDS zwischen 2004 und 2012 wurden analysiert; davon hatten 88 Pat. (62%) eine nicht-maligne Ursache (11% venöse, 28% arterielle mesenteriale Ischämie, 14% M. Crohn, 23% Adhäsionen oder Volvulus, 2% Strahlenenteritis u.a.). 80 Pat. (91%) der nicht-malignen CDV-Pat. waren PN-pflichtig. 52% wiesen ein KDS Typ I (Jejunostoma), und jeweils 24% Typ II (Jejunokolostomie) und III (Ileokolostomie) auf.

Eine Erhöhung der Leberwerte AST, ALT, AP, GGT und Gesamtbilirubin (Bili) trat bei allen Pat. während der initialen 24 Monate auf und bei 90% jenseits der 24 Monate. Ab Erreichen der Stabilisierungsphase (24 Monate ab OP) zeigte eine mehr als 2-fache Erhöhung von AST, ALT und Bili jeweils signifikant mittels Cox-Regression (hingegen nicht AP und GGT) eine ungünstige Prognose an. Ein kombinierter Score aus AST, ALT und Bili zeigte bei mindestens 2-facher Erhöhung (je 1 Pkt) von 2 oder 3 der Parameter eine statistisch hochsignifikant ungünstigere Prognose hinsichtlich des Gesamtüberlebens (2-JÜR bei bis 1 Score-Pkt. 92%, bei > 1 67%) in der Kaplan-Meier-Analyse (p < 0,001). Weitere signifikante, prognostisch relevante Faktoren waren Typ des KDS und das Vorliegen von 1 oder mehrere Episoden von Katheter-assoziierten Infekten (CRBI).

Schlussfolgerung: Eine IFALD lässt sich bei PN-pflichtigem CDV als prognostisch signifikanter Faktor neben KDS-Typ und CRBI einfach mithilfe eines AST-ALT-Bili-basierten Scores nach Erreichen der Stabilisierung ermitteln und das CDV- und PN-Management entsprechend steuern.