Z Gastroenterol 2014; 52 - KG027
DOI: 10.1055/s-0034-1386049

Die CMV-PCR aus der Colon-Mukosa führt bei Patienten mit Colitis ulcerosa und systemischer Steroidtherapie zu einem höheren Nachweis therapeutisch relevanter CMV-Infektionen als die leitliniengerechte Diagnostik allein

N Teich 1, A Borkenhagen 1, P Dietel 1, C Klecker 1, G Reising-Ackermann 2, T Klugmann 1
  • 1Internistische Gemeinschaftspraxis für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, Leipzig, Germany
  • 2MVZ Labor Dr. Reising-Ackermann und Kollegen, Leipzig, Germany

Einleitung: Die Reaktivierung einer Cytomegalievirus (CMV)-Infektion unter intensivierter immunsuppressiver Therapie kann mit schweren Schüben einer Colitis ulcerosa (CU) assoziiert sein. Die aktuelle Leitlinie der DGVS empfiehlt: „Die CMV-Diagnostik soll eine CMV-PCR aus dem Blut (p-CMV-PCR) oder die Histologie einschließlich einer Immunhistochemie aus der Darmbiopsie beinhalten.“ Dennoch sahen wir CMV-Erkrankungen mit hämatologischen und neurologischen Komplikationen.

Ziele: Wir ergänzten die Diagnostik um eine zusätzliche CMV-PCR aus der Biopsie aktiv entzündeter Schleimhaut (t-CMV-PCR) und analysierten deren Einfluss auf den Therapieverlauf.

Methodik: Bei 100 konsekutiven Patienten mit aktiver CU trotz systemischer Steroidtherapie (SST) und/oder endoskopisch aktivem Befall (Mayo-Subscore ≥2) wurde eine t-CMV-PCR durchgeführt.

Ergebnisse: Nur einer der 52 Patienten ohne SST war t-CMV-PCR positiv. Er kam mit Budesonid-Klysmen in Remission; die CMV-Infektion blieb in den 54 Folgemonaten unbehandelt. Von den 48 Patienten mit SST (medianes Alter bei Erstdiagnose/Probeentnahme: 29/37 Jahre; medianes follow up: 24 Monate) waren 12 Patienten t-CMV-PCR-positiv (25%; p < 0,001 vs. Patienten ohne SST). Es fanden sich keine Unterschiede bezüglich Alter, Geschlecht, CU-Manifestationsalter, endoskopischer Ausdehnung, SST-Dosis, begleitender Thiopurin-/anti-TNF-Therapie, Zeit bis zur steroidfreien Remission und Kolektomieraten zwischen t-CMV-PCR-positiven und -negativen Patienten. Bei keinem der t-CMV-PCR-neg. Patienten war die p-CMV-PCR positiv. Von den 12 t-CMV-PCR-pos. Patienten mit SST erfolgte bei 10 Patienten eine p-CMV-PCR. Diese war nur bei 6 Patienten positiv. Eine steroidfreie Remission des akuten Schubes ließ sich bei 9 Patienten allein mit Valganciclovir erreichen. Bei 2 Patienten war zusätzlich ein TNF-Blocker erforderlich; ein Patient kam wegen Incompliance nicht in Remission.

Schlussfolgerung: Die Gewebe-CMV-PCR hatte eine höhere Sensitivität als die PCR aus dem Plasma. Dass die überwiegende Mehrzahl der Gewebe-CMV-PCR-positiven Patienten (81%) mit Valganciclovir in steroidfeie Remission kam, weist auf die klinische Relevanz dieser Analytik hin. Eine Analyse der Gewebe-CMV-PCR bei Patienten ohne systemische Steroidtherapie erwies sich als nicht sinnvoll.