Z Gastroenterol 2014; 52 - FV39
DOI: 10.1055/s-0034-1386013

Untersuchung des Effektes einer transkutanen Vagusnervstimulation auf den postoperativen Ileus im Mausmodell

A Zillekens 1, GS Hong 1, B Schneiker 1, A Schmidt 1, JC Kalff 1, S Wehner 1
  • 1Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Bonn, Germany

Einleitung: Der postoperative Ileus (POI) ist eine regelhafte Komplikation nach bauchchirurgischen Eingriffen. Trigger eines POI ist eine komplexe Entzündungsreaktion der Tunica muscularis, die mit einer Ausschüttung proinflammatorischer Zytokine und einem leukozytären Infiltrat in die Tunica muscularis einhergeht. Bislang gibt es keine evidenzbasierte Prophylaxe zur Behandlung des POI. Über den Vagusnerv wird ein cholinerger antiinflammatorischer Reflexbogen als endogene Gegenregulation aktiviert. Dabei kommt es zur Anlagerung von Acetylcholin an nikotinerge a7-ACh Rezeptoren und dadurch zur Hemmung residenter Makrophagen in der Darmwand. Eine invasive Stimulation des Vagusnerven führt zu einer Reduktion der Entzündung und Verbesserung der Motilität nach Manipulation am Darm.

Ziele: In Anlehnung an bisherige Erkenntnisse zur invasiven Vagusnervstimulation wollen wir untersuchen inwiefern eine transkutane elektrische Stimulation des afferenten Ramus auricularis des Vagusnerven am Ohr (tVNS) zur Induktion des cholinergen antiinflammatorischen Signalweges und Verbesserung des POI führt.

Methodik: C57Bl/6 Mäuse wurden einer standardisierten intestinalen Manipulation unterzogen. Die tVNS erfolgte 10 Minuten lang vor und nach IM mit Kontaktelektroden am Ohr. 24h nach IM wurden den Tieren die Bauchorgane für eine Analyse der inflammatorischen Mediatoren in der Tunica muscularis des Dünndarms entnommen. Zuvor erfolgte in vivo die Bestimmung eines gastrointestinalen Transits. Die Zellinvasion spezifischer Immunozyten wurde immunhistochemisch analysiert.

Ergebnis: Die tVNS führte zu einer Reduktion der Entzündungsreaktion nach IM mit einer verminderte Infiltration inflammatorischer Zellen in die Muskularis (p < 0,01), sowie einer signifikant verminderten Ausschüttung des proinflammatorischen Zytokins IL-6 ins Gewebe (p < 0,05). Zudem konnte eine dosisabhängige Verbesserung der Mobilität und Funktionalität des Darms nach tVNS gezeigt werden (p = 0,002).

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die tVNS zu einer Suppression der postoperativen Inflammation und einer Verbesserung der Darmpassage nach IM führt. Die nicht-invasive tVNS ist eine risikoarme Methode, die zur Prävention des postoperativen Ileus eingesetzt werden kann.

Freie Vorträge – unsere Besten

Donnerstag, 18. September 2014/17:00 – 18:30/Saal 2