Z Gastroenterol 2014; 52 - FV21
DOI: 10.1055/s-0034-1385995

Patienten mit unklaren abdominellen Beschwerden – Symptomatik und Diagnostik des Histaminintoleranzsyndroms

M Goebel-Stengel 1, M Robert 2, A Stengel 3, L Rühl 1, H Mönnikes 1
  • 1Martin-Luther-Krankenhaus, Klinik für Innere Medizin, Institut für Neurogastroenterologie und Motilität, Berlin, Germany
  • 2Praxis für Innere Medizin, Akademische Lehrarztpraxis der Charité, Berlin, Germany
  • 3Charité Berlin, Campus Benjamin Franklin, Charité Centrum für Innere Medizin und Dermatologie, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik, Berlin, Germany

Hintergrund: Das Histaminintoleranzsyndrom (HIS) ist eine nicht immunologisch vermittelte Reaktion auf die Zufuhr normaler Histaminmengen, die gastrointestinale (GI) Beschwerden auslösen kann und oft unerkannt bleibt.

Zielsetzung: Ermittlung der Häufigkeit des HIS bei Patienten mit unklaren GI Beschwerden sowie eine erste Charakterisierung der Beschwerdesymptomatik und möglicher Prädiktoren.

Methoden: Wir führten bei 27 Patienten (24 Frauen, 3 Männer; Alter 23 – 70 Jahre) mit unklaren abdominellen Beschwerden eine orale Histaminprovokation (15, 25, 50, 100 mg) durch. Die GI Symptome wurden mittels Fragebogen ermittelt (36 Symptome, Frequenz/Intensität). Während der oralen Provokation dokumentierten die Patienten ihre Beschwerden. Die Diaminoxidase (DAO, Referenz: 14 – 33 U/ml) im Serum wurde vor Testung und der Histaminmetabolit Methylhistamin im 12-h Sammelurin vor und nach Provokation bestimmt (Referenz: < 6,5 µg/mmol).

Ergebnisse: Die DAO war bei 19/27 (70%) Patienten in der Messung erniedrigt (als möglicher Hinweis auf ein HIS). Sie korrelierte zudem positiv mit den Symptomen Saures Aufstoßen, Schmerzen im Oberbauch und Schlafstörungen. Auf die orale Provokation reagierten 20/27 (74%) Patienten symptomatisch (positive Provokation) mit ähnlichen Beschwerden wie den im Alltag beschriebenen. Die häufigsten Symptome, welche von den positiv getesteten Patienten als quälend im Alltag beschrieben wurden, waren das Gefühl aufgebläht zu sein (90%), Niedergeschlagenheit und unangenehmes Abgehen von Winden (je 85%), Angst infolge der Beschwerden (80%) sowie Übelkeit, Völlegefühl, Schmerzen und Druck im Oberbauch (je 65%) und Schlafstörungen (60%). 14/20 (70%) der Patienten mit positiver Provokation hatten erniedrigte DAO-Werte. Die DAO korrelierte jedoch lediglich signifikant positiv mit Schlafstörungen. Der Anstieg der Methylhistaminausscheidung im Urin nach Provokation korrelierte lediglich positiv mit Übelkeit.

Schlussfolgerung: Das HIS präsentiert sich mit vielfältigen GI Beschwerden. Die alleinigen Messungen von DAO oder Methylhistamin sind nicht geeignet, um ein HIS zu diagnostizieren, da diese Werte nur sporadisch mit den Symptomen korrelieren. Eine orale Histaminprovokation sollte bei Patienten mit ursächlich unklaren GI Beschwerden in Erwägung gezogen werden.

Komplementäre Medizin in der Gastroenterologie

Freitag, 19. September 2014/10:00 – 11:30/Mehrzweckfläche 4